Gallensäurepool

Der Gallensäurepool bezeichnet die Gesamtheit der Gallensäuren, die sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt im Körper befinden. Er umfasst die Gallensäuren, die in der Leber synthetisiert, in der Gallenblase gespeichert, in den Gallengängen transportiert, in den Dünndarm ausgeschüttet, dort wieder resorbiert und schließlich erneut in die Leber transportiert werden (Enterohepatische Zirkulation).

Zusammensetzung: Der Pool enthält primäre Gallensäuren – Cholsäure (CA) und Chenodesoxycholsäure (CDCA) – sowie deren konjugierte Formen (mit Glycin oder Taurin). Durch Darmbakterien gebildete sekundäre Gallensäuren sind Deoxycholsäure (DCA) und Lithocholsäure (LCA); Ursodeoxycholsäure (UDCA) kommt ebenfalls vor und wird therapeutisch genutzt. Die Konzentrationen und das Verhältnis der konjugierten zu den unkonjugierten Formen bestimmen Löslichkeit und Signalfunktionen.

Größe und Turnover: Beim Erwachsenen liegt der Gallensäurepool typischerweise im Bereich von einigen Gramm (ungefähr 2–4 g). Die Gallensäuren zirkulieren mehrmals täglich zwischen Leber, Gallengängen, Gallenblase und Darm; täglich werden neue Gallensäuren in geringer Menge synthetisiert und der Großteil des Pools wird durch Rückresorption wiedergewonnen.

Regulation und Funktion: Die Homöostase wird durch die FXR-abhängige Rückkopplung gesteuert, die die hepatische Synthese über CYP7A1 reguliert. Die ileale Aufnahme erfolgt über den ASBT, die Aufnahme in die Leber über NTCP/OATPs. Hauptfunktionen sind Emulgation und Fettverdauung, Bildung gemischter Mizellen sowie Einfluss auf Cholesterinmetabolismus und signalgebende Rezeptoren.

Klinische Relevanz: Veränderungen der Pool-Größe oder -Zusammensetzung treten bei Cholestase, Darmerkrankungen oder Gallengangsstörungen auf. Therapien nutzen UDCA, oder Bile-acid-Sequestrants reduzieren die enterohepatische Zirkulation; Veränderungen der Darmflora beeinflussen die Mischung der Gallensäuren.