Erfahrungswissen

Erfahrungswissen bezeichnet Wissen, das aus praktischer Tätigkeit, Beobachtung und wiederholtem Handeln resultiert. Es umfasst Einsichten, Fähigkeiten und Handlungsstrategien, die sich implizit in Handlungen und Gewohnheiten niederlegen und sich oft nicht vollständig in formale Regeln oder Theorien fassen lassen. Der Begriff betont die Bedeutung von Erfahrungen als Quelle epistemischen Erkenntnisgewinns neben theoretischem Wissen.

Der Begriff ist eng mit dem Konzept des tacit knowledge verbunden. In der Philosophie, etwa bei Michael Polanyi, wird Wissen, wie man tut, als ein wesentlicher Bestandteil von Erkenntnis angesehen. Erfahrungswissen entsteht durch Lernprozesse wie Übung, Fehlersuche, Reflexion und soziale Weitergabe. Es wird häufig durch Praxis, Fallbeispiele, Mentoring oder Apprenticeship weitergegeben und kann sich in spezifischen Kontexten bewähren.

Im Vergleich zu theoretischem oder codifiziertem Wissen ist Erfahrungswissen oft kontextabhängig, situativ und nicht leicht zu generalisieren. Dennoch lässt es sich durch reflektierende Praxis, Dokumentation von Erfahrungen oder systematische Auswertung von Lernprozessen teilweise explizieren und verstetigen, etwa im Rahmen von Wissensmanagement, Schulungen oder Qualitätsverbesserungsprozessen.

Anwendungsfelder umfassen Berufsbildung, Gesundheitswesen, Technik und Management. Kritisch bleibt, dass Erfahrungswissen subjektiv gefärbt sein kann und Transferprobleme auftreten, wenn Kontextfaktoren fehlen. Es bedarf daher Reflexion, Feedback und gezieltes Lernen, um aus Erfahrung gewonnenes Wissen effizient nutzbar zu machen.

Siehe auch: Tacit knowledge, Erfahrungslernen, Praxiswissen, Empirismus.