Bestellpunktverfahren

Bestellpunktverfahren, auch als kontinuierliches Bestellpunktverfahren bekannt, ist ein Wiederbeschaffungs- oder Bestandssteuerungsverfahren in der Lagerhaltung. Es basiert darauf, dass eine Bestellung ausgelöst wird, sobald der Lagerbestand einen festgelegten Bestellpunkt (Reorder Point) erreicht oder unterschreitet. Der Prozess erfolgt kontinuierlich, im Gegensatz zu intervallbasierten Systemen, bei denen regelmäßig eine Bestellung in festen Abständen aufgegeben wird.

Der zentrale Begriff ist der Bestellpunkt. Er bestimmt den Lagerbestand, bei dem eine Bestellung aufgegeben wird. Neben dem Bestellpunkt spielt die Bestellmenge eine Rolle; häufig wird eine feste Menge bestellt, die sich am Economic-Order-Quantity-Konzept orientiert. Wesentliche Einflussgrößen sind der durchschnittliche Verbrauch pro Zeiteinheit, die Beschaffungszeit (Lieferzeit) und die Nachfragevarianz. Ziel ist es, eine ausreichende Verfügbarkeit sicherzustellen und zugleich die Lagerkosten zu minimieren.

Eine übliche Berechnung des Bestellpunkts berücksichtigt die Nachfragedauer während der Beschaffungszeit und gegebenenfalls einen Sicherheitsbestand. Formeln variieren je nach Modell: In einer deterministischen Ausprägung gilt oft R = d × L, wobei d der durchschnittliche Bedarf pro Zeiteinheit und L die Lieferzeit ist. Bei unsicheren Nachfragen wird ergänzt durch R = d̄ × L + z × σ_DL, wobei σ_DL die Standardabweichung des Bedarfs während der Lieferzeit und z der z-Wert für das gewünschte Serviceniveau ist. Der Sicherheitsbestand schützt gegen Abweichungen.

Vorteile des Verfahrens liegen in der besseren Verfügbarkeit, der Transparenz der Bestellpunkte und einer potenziell reduzierten Kapitalbindung. Nachteile sind Empfindlichkeit gegenüber Nachfrageschwankungen, Bedarf an zuverlässigen Daten zu Nachfrage und Lieferzeiten sowie mögliche Störungen durch schwankende Lieferzeiten.