Belebtschlämme

Belebtschlamm ist das suspendierte Biomasse- und Feststoffgemisch in aeroben Belebungsanlagen der Abwasserbehandlung. Es besteht aus einer mikrobiellen Gemeinschaft (Bakterien, Protozoen, Mikrometazoa) in Form von Flocs, die organische Substanz sowie Fette und Phosphate abbauen.

Im Belebungsverfahren wird das Abwasser mit Belebtschlamm gemischt und belüftet. Die Belüftung versorgt die Mikroorganismen mit Sauerstoff, wodurch der aerobe Abbau der gelösten und suspendierten Stoffe ermöglicht wird. Der entstehende Belebtschlamm wird in einem nachgeschalteten Klärbecken abgeschieden; der geklärte Überschussabfluss bleibt erhalten. Ein Teil des Belebtschlamms wird als Rücklaufschlamm dem Becken zurückgeführt, um die Biomassekonzentration zu halten; Überschuss-Schlamm wird periodisch abgezogen und extern stabilisiert oder entsorgt.

Mikrobiologisch dominieren Bakterienarten, die den organischen Abbau durchführen; in vielen Anlagen erfolgt zusätzlich Nitrifikation, oft gefolgt von Denitrifikation in anoxischen Zonen. Je nach Anlagenkonfiguration können weitere Stufen zur Nährstoffentfernung vorhanden sein.

Design und Betrieb hängen von Faktoren wie der hydraulischen Verweilzeit (HRT), dem Schlammalter (SRT), dem F/M-Verhältnis sowie dem Belüftungsbedarf ab. Belebtschlamm ist empfindlich gegenüber toxischen Substanzen, Temperatur, Bulking und Foaming.

Vorteile sind eine effektive Entfernung von organischen Stoffen (BOD) und suspendierten Stoffen sowie Potenzial zur Nitrifikation; Nachteile sind hoher Energiebedarf und Instandhaltungsaufwand.

Geschichte: Die Methode entstand im frühen 20. Jahrhundert und wurde maßgeblich durch Ardern und Lockett im Jahr 1914 entwickelt; seitdem gehört der Belebtschlammprozess zu Standardverfahren der kommunalen Abwasserbehandlung.