AnwendungstimeModelle

AnwendungstimeModelle bezeichnet Ansätze, wie Zeit in Anwendungssystemen modelliert und genutzt wird, um zeitbezogene Daten und Prozesse korrekt abzubilden. Sie bestimmen, welche Zeitdimensionen betrachtet werden, wie Zeitwerte gespeichert werden und wie Abfragen zu Zeitpunkten oder Zeiträumen beantwortet werden können. Typische Konzepte sind gültige Zeit (valid time) und Transaktionszeit (transaction time). Ein bitemporales Modell kombiniert beide Perspektiven und ermöglicht Abfragen sowohl zur realen Gültigkeit der Daten als auch zur Zeit ihrer Speicherung oder Änderung im System; rein gültigkeitsbasierte Modelle erfassen den Zeitraum, in dem eine Information als wahr gilt; rein transaktionsbasierte Modelle dokumentieren, wann Informationen in der Datenbank vorhanden waren.

Kernkomponenten sind Zeitdimensionen, Granularität (Jahre, Monate, Tage, Stunden), Zeitstempel, Validitätsregeln und Integritätsbedingungen, die Temporalität in Beziehungen berücksichtigen. Modelle unterscheiden sich in ihrer Ausprägung, wie Datensätze versioniert, historisiert oder auditfähig gemacht werden. Typische Umsetzungstechniken umfassen temporale Datenbanken, Versionierung, Event Sourcing und Audit-Trails; Standards und Technologien unterstützen die Repräsentation, zum Beispiel Zeitformate nach ISO 8601 und temporale Funktionen in modernen Datenbanksystemen.

Anwendungsbereiche liegen in Unternehmenssoftware wie ERP, Finanzsystemen, Supply-Chain-Management, Gesundheitswesen sowie in regulatorischen Kontexten, in denen Historie, Nachvollziehbarkeit und Compliance wichtig sind. Vorteile der AnwendungstimeModelle sind verbesserte Berichte, Audits, Rückverfolgbarkeit von Entscheidungen und Unterstützung von Simulationen. Herausforderungen umfassen erhöhte Komplexität, höheren Speicherbedarf, komplexe Abfragen, Zeitzonenprobleme und die Wartung von Schema-Änderungen über Zeit.