ATRATherapie

ATRA-Therapie, auch All-trans-Retinsäure-Therapie, ist eine zielgerichtete Behandlung bei der akuten Promyelozytenleukämie (APL). Sie verwendet All-trans-Retinsäure (ATRA), um die Differenzierung der abnormalen Promyelozyten zu fördern und so das Fortschreiten der Erkrankung zu bremsen.

Der Wirkmechanismus beruht darauf, dass ATRA den retinoischen Rezeptor α aktiviert. Dadurch wird der durch die t(15;17)-Translokation entstandene PML-RARα-Repressorfreigegeben, was die Blockade der Zelldifferenzierung löst. Folge ist die Reifung der Leukämie-Blasten zu reifen Granulozyten und deren anschließender Absterben bzw. Clearance durch das Immunsystem. ATRA wird häufig als Differenzierungstherapie eingesetzt und kann in Kombination mit anderen Therapien wirksam sein.

Indikationen: Der Hauptanwendungsbereich liegt bei der akuten Promyelozytenleukämie mit der charakteristischen t(15;17)-Translokation. In vielen Behandlungsprotokollen wird ATRA in Verbindung mit Arsentrioxid (ATO) oder konventioneller Chemotherapie verwendet, um Remissionen zu erreichen und die Heilungschancen zu erhöhen.

Behandlung und Verlauf: Die Therapie erfolgt in spezialisierten Zentren. ATRA wird in der Regel oral verabreicht und je nach Protokoll fortgeführt, bis Remission eintritt. Die genaue Dosis und Begleittherapien variieren und erfordern eine enge medizinische Überwachung, einschließlich regelmäßiger Bluttests und Überwachung von Leberwerten.

Nebenwirkungen und Sicherheit: Zu den häufigsten Risiken gehören das Differenzierungs-Syndrom (Retinoic Acid Syndrome) mit Fieber, Atemnot und Flüssigkeitsansammlung, sowie Leberwertveränderungen, Urin- und Lipidstörungen. ATRA ist teratogen und muss bei schwangeren Frauen vermieden werden.

Historischer Kontext: Seit den 1980er/1990er-Jahren hat ATRA die Behandlung der APL revolutioniert und die Prognose vieler Patientinnen und Patienten verbessert. In vielen modernen Protokollen wird ATRA als Bestandteil kurativer Therapien genutzt.