bonitierung

Bonitierung, auch Bodenbonität oder Standortbonität genannt, bezeichnet ein Verfahren zur Bewertung der natürlichen Produktivität eines Standorts für bestimmte Nutzungen, vor allem Landwirtschaft und Forstwirtschaft. Ziel ist es, das Ertrags- oder Nutzungspotenzial eines Standortes zu bestimmen, um Bewirtschaftungsentscheidungen, Pflanzenauswahl, Flächenplanung oder Fördermaßnahmen zu unterstützen.

In Deutschland, Österreich und der Schweiz wird die Bonität häufig anhand standardisierter Kriterien ermittelt. Beurteilt werden klimatische Rahmendaten (mittlere jährliche Niederschläge, Temperatur), Boden- und Bodeneigenschaften (Tiefe, Textur, Struktur, pH-Wert, Nährstoffverfügbarkeit, Kationen-Austauschkapazität und Basensättigung, Wasserleitfähigkeit), das Wasserhaushalt- und Drainageverhalten sowie Topografie (Gefälle, Exposition) und Erosionsgefährdung. Zusätzlich werden vergangene Nutzungen und Nutzungsziele berücksichtigt.

Die Ergebnisse werden in Bonitätsklassen oder Bonitätsskalen zusammengefasst, meist in Stufen von hoher bis niedriger Produktivität (beispielsweise Klassen I bis VI). Das Bonitätsergebnis dient als Grundlage für Standortkarten, Nutzungsempfehlungen, Dünge- und Pflanzenschutzmaßnahmen sowie Planungen in der Flurneuordnung oder der Forstplanung. In der Forstwirtschaft wird oft der potenzielle Produktivitätsanstieg durch Standortfaktoren als Standortindex oder Bonität im Sinne der Waldentwicklung verwendet.

Kritikpunkte betreffen die Subjektivität einzelner Kriterien, regionale Unterschiede in Methoden sowie die zeitliche Dynamik von Klima, Boden und Management. Bonitierung ist daher als Orientierung zu verstehen, die durch aktuelle Messungen und Managementmaßnahmen angepasst werden sollte.