Wertbaumstruktur

Die Wertbaumstruktur ist ein hierarchisches Modell zur Darstellung und Bewertung von Werten in Entscheidungsprozessen. Sie dient dazu, komplexe Präferenzen systematisch abzubilden, Teilziele zu definieren und daraus eine aggregierte Gesamtnote oder Nutzwert abzuleiten.

Strukturell besteht sie aus Knoten und Kanten. Der Wurzelknoten repräsentiert das Gesamtziel, inneren Knoten subkriterien oder Teilziele, während Blätter konkrete Grundwerte oder messbare Ausprägungen enthalten. Die Kanten beschreiben die Zerlegung der Dimensionen. Auf jedem inneren Knoten wird der Wert seiner Nachfolgeknoten mittels einer Aggregationsregel zusammengeführt, z. B. gewichtete Summe, Maximum oder benutzerdefinierte Funktionen.

Beim Aufbau einer Wertbaumstruktur beginnt man mit dem Ziel, zerlegt es in Kriterien und Teilkriterien, legt passende Messgrößen fest und bestimmt Skalierungen oder Nutzenwerte. Danach werden Gewichte und Aggregationsregeln festgelegt, der Gesamtnutzen am Wurzelknoten berechnet und gegebenenfalls Sensitivitätsanalysen durchgeführt, um die Stabilität der Bewertungen zu prüfen.

Anwendungen finden sich in der mehrkriterienorientierten Entscheidungsanalyse, Anforderungspriorisierung, Produkt- oder Projektbewertung, Risikoeinschätzung und Portfolio-Management. Vorteile sind Transparenz, Nachvollziehbarkeit und Modulares Vorgehen; Handhabung von Präferenzen und Szenarien wird erleichtert. Nachteile umfassen Subjektivität bei Gewichtung, Randbedingungen durch Abhängigkeiten zwischen Kriterien und potenzielle Skalierungsprobleme bei großen Strukturen.

Die Wertbaumstruktur ist eng verwandt mit Nutzwertanalysen, Entscheidungsbäumen und Nutzenfunktionen. In der Praxis variiert die Terminologie, sodass der Begriff auch als Wertbaum oder Wertbaum-Modell auftreten kann.