ThrombinBildung

Thrombinbildung bezeichnet in der Hämostase die Bildung des Serinproteins Thrombin (Faktor IIa) aus dem Zymogen Prothrombin (Faktor II) während des Gerinnungskaskades. Thrombin ist der zentrale Effektormolekül der Koagulation: Es wandelt Fibrinogen in Fibrin um, aktiviert weitere Gerinnungsfaktoren und stimuliert die Thrombozytenfunktion, wodurch der lokale Blutstillungsprozess voranschreitet.

Der Prozess erfolgt in zwei Phasen: Initiation und Propagation. In der Initiation bildet der Gewebe-Faktor-Komplex TF-FVIIa eine geringe Menge Thrombin, wodurch die Aktivierung des Propagationspfades angestoßen wird. In der Propagation arbeiten anaktivierte Thrombozytenoberflächen die Tenase-Komplexe IXa-VIIIa und die Prothrombinase Xa-Va, zusammen, und erzeugen eine verstärkte Thrombinbildung.

Der resultierende Thrombinburst wandelt große Mengen Fibrinogen in Fibrin um und aktiviert Faktor XIII, der das Fibrinnetz stabilisiert. Thrombin verstärkt zudem die Aktivierung von V, VIII und XI und fördert die Thrombozytenaggregation, wodurch die Gerinnung weiter fortschreitet.

Die Thrombinbildung wird durch natürliche Gegensysteme reguliert, darunter Antithrombin, der Protein-C/Protein-S-Weg und das Gewebe-Faktor-Inhibitor TFPI. Dysregulation kann zu Blutungen oder Thrombosen führen.

Diagnostisch wird die potenzielle Thrombinbildung durch Thrombin-Generations-Assays (TGA) bewertet, die das maximale Thrombinniveau und die Zeit bis dahin messen. Klinisch relevant ist die Thrombinbildung bei Gerinnungsstörungen, der Wirkung von Antikoagulanzien und Risikofaktoren wie Thrombophilien (z. B. Faktor-V-Leiden, Prothrombin-G20210A).

Therapie-Implikationen: Antikoagulanzien beeinflussen die Thrombinbildung. Direkt-Thrombin-Inhibitoren senken die Thrombinaktivität; FXa-Hemmer reduzieren indirekt die Thrombinbildung; Vitamin-K-Antagonisten vermindern die Synthese prothrombotischer Faktoren. Ein besseres Verständnis der Thrombinbildung unterstützt personalisierte Behandlungen bei Thrombosen und Blutungskrankheiten.