Rissfugungen

Rissfugungen bezeichnet in Geologie und Ingenieurwesen eine Gruppe von Discontinuities in festen Materialien wie Gestein oder Beton, die als planare Brüche oder Fugen auftreten. Typischerweise zeigen sie nur geringe bis kein signifikantes Verschieben zwischen den gegenüberliegenden Flächen, können sich jedoch zu Netzwerken paralleler oder gekreuzter Fugen entwickeln. Rissfugungen beeinflussen die mechanische Stabilität, das Versagenverhalten und den Transport von Wasser, Gas oder Schadstoffen durch das Gestein oder Bauwerk.

Entstehung und Erscheinungsformen

Rissfugungen entstehen durch äußere oder interne Prozesse wie mechanische Spannungen aus Tektonik oder Lasten, Kühlung, Trocken- oder Feuchtigkeitswechsel sowie Dehydratisierung. In Gesteinen richten sich die Fugen oft nach bestehenden Schwächezonen wiesichtbaren Schichten, Klüften, Linienfolgen oder Schieferungen. In Beton können Rissfugen durch Überlastung, Temperaturschwankungen oder Materialunvollkommenheiten entstehen. Die Fugen können planare Oberflächen, leicht gekrümmt oder teilweise verschoben auftreten.

Charakterisierung und Bedeutung

Wichtige Eigenschaften sind Orientierung (Strike/Dip), Abmessungen (Abstand und Breite der Fugen) sowie Spaltbreiten (Apertur). Das Fugnensystem beeinflusst die Festigkeit, Standsicherheit und den Wasserfluss in einem Fels- oder Bauwerk. In der Praxis dienen Rissfugungen der Einschätzung von Versagensrisiken, der Planung von Bohrungen, Tunnelbau, Grundbrunnen oder Erdbau sowie der Hydrologie, da sie als bevorzugte Leitbahnen fungieren können.

Erfassung

Rissfugungen werden durch Feldkartierungen, Bohrloch- und Georadar- oder Fotogrammetrie-Methoden erfasst. In der Konstruktions- und Bergbaubewertung werden Discontinuities oft in Fugen- oder Risskarten zusammengefasst und in Modelle der Festigkeit und Stabilität integriert.