Reaktionstempo

Reaktionstempo bezeichnet allgemein die Geschwindigkeit, mit der eine Reaktion abläuft. Je nach Kontext kann es unterschiedliche Bedeutungen haben: In der Chemie beschreibt es die Geschwindigkeit, mit der Reaktanten in Produkte umgewandelt werden, gemessen als Änderungsrate der Konzentration pro Zeitintervall. In der Verhaltens- und kognitiven Psychologie spricht man von der Zeitdauer zwischen einem Reiz und der entsprechenden Antwort eines Individuums, also der Reaktionszeit oder Reaktionsgeschwindigkeit.

In der Chemie wird das Reaktionstempo häufig durch eine Reaktionsordnung und eine Rate-Gleichung beschrieben. Die Geschwindigkeit wird durch den Reaktionsquotienten v = d[c]/dt ausgedrückt, wobei c die Konzentration eines Reaktanten oder Produkts ist. Wichtige Einflussfaktoren sind Konzentration der Reaktanten, Temperatur, Druck (bei Gasreaktionen), Oberflächenbeschaffenheit von Feststoffen, der Einsatz von Katalysatoren sowie Lösungsmittel und mögliche Hemmer oder Nebenreaktionen. Die Temperaturabhängigkeit folgt oft dem Arrhenius-Gesetz, das die Zunahme der Geschwindigkeit mit steigender Temperatur erklärt. Messmethoden umfassen die Durchführung von Geschwindigkeit-Experimenten, die Bestimmung der Anfangsgeschwindigkeit und die Anwendung von Bewertungsverfahren wie Kalibrierung, Spektroskopie oder Kalorimetrie.

In der Psychologie wird die Reaktionszeit durch Aufgaben gemessen, bei denen einfache Reaktionen (eine einzige Reaktion auf einen Reiz) oder Auswahlreaktionen (mehrfache Reaktionsmöglichkeiten) zu bewerten sind. Typische Faktoren, die die Reaktionszeit beeinflussen, sind Aufmerksamkeit, Müdigkeit, Alter, Übung und Stimulus-Komplexität. Typische Werte liegen im Bereich von wenigen Hundert Millisekunden für einfache Reaktionen und etwas darüber für komplexere Aufgaben. Reaktionstempo spielt eine zentrale Rolle in der Humanfaktorkunde, dem Neuropsychologischen Testen und der Gestaltung von Schnittstellen und sicherheitsrelevanten Systemen.

Zusammengefasst ist Reaktionstempo ein vielseitiger Begriff, der je nach Disziplin unterschiedliche Messgrößen und Einflussfaktoren umfasst, aber stets die Geschwindigkeit oder Dauer einer Reaktionsabfolge beschreibt.