Pulswellengeschwindigkeit

Pulswellengeschwindigkeit (PWV) bezeichnet die Geschwindigkeit, mit der eine Pulswelle entlang der Arterien fortschreitet. Sie ist ein etablierter Biomarker der arteriellen Steifigkeit und damit ein Indikator für Alterung der Gefäße. Höhere PWV-Werte spiegeln steifere Arterien wider und sind mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkt oder Schlaganfall verbunden, unabhängig von anderen Risikofaktoren.

Messung und Methoden: Der Goldstandard ist die karotid-femorale PWV (cfPWV). Dabei werden Impulse an der Karotis- und der Femoralarterie mittels Applanationstonometrie oder Ultraschall aufgezeichnet. Aus dem zeitlichen Versatz der Signale (Transittime) und der gemessenen Distanz zwischen den Messpunkten ergibt sich PWV als Distanz durch Transitzeit. Häufig werden Distanzmessung und eine Distanzkorrektur verwendet, um systematische Unterschiede zu berücksichtigen. Neben cfPWV werden auch andere Segmente wie carotid-radial oder aorto-karotid untersucht. Geräte wie SphygmoCor oder Complior sind verbreitet.

Normwerte und Interpretation: Typischerweise liegt cfPWV bei jungen Erwachsenen im Bereich etwa 6–8 m/s; mit fortschreitendem Alter und erhöhter Blutdruck steigt der Wert. Werte über ca. 10 m/s gelten als erhöht, Werte über 12 m/s als deutlich erhöht und mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko assoziiert. Grenzwerte variieren je nach Studie und Messmethode. PWV wird oft zusätzlich zur konventionellen Blutdruckmessung verwendet, um die vaskuläre Alterung besser einzuschätzen.

Bedeutung und Einsatz: PWV dient der Risikostratifikation, Überwachung von Therapien (z. B. Blutdrucksenkung, Lebensstil) und der Beurteilung vaskulärer Gesundheit. Einflussgrößen sind Alter, Blutdruck, Rauchen, Diabetes und Entzündung; Messungen sollten standardisiert erfolgen, da Ergebnisse durch Herzfrequenz, Akquisitionsmethode und Position beeinflusst werden können.