Prozessreferenzmodell

Der Begriff Prozessreferenzmodell bezeichnet eine strukturierte, standardisierte Beschreibung eines Satzes von Geschäftsprozessen und deren Wechselwirkungen in einem bestimmten Anwendungsgebiet oder einer Organisation. Es dient als Referenzbasis für Analyse, Benchmarking, Prozessdesign und Governance und ermöglicht eine gemeinsame Vorlage für Prozessverständnis und -kommunikation.

Charakteristika eines Prozessreferenzmodells sind typischerweise eine modulare, hierarchische Gliederung, domänen- oder branchenbezogene Inhalte, Technologieunabhängigkeit sowie definierte Inputs, Outputs, Rollen, Schnittstellen und Leistungskennzahlen. Es bietet eine standardisierte Sprache und Struktur, um Prozesse vergleichbar zu machen und konsistente Dokumentation sicherzustellen.

Zweck und Anwendung liegen in der Unterstützung bei der Vorbereitung von Zielbetriebsmodellen (As-Is vs. To-Be), dem Benchmarking gegen Best Practices, der Auswahl und Ausgestaltung von IT-Unterstützung, der Prozessharmonisierung über Abteilungs- oder Organisationsgrenzen hinweg sowie der Schulung und Dokumentation von Prozesswissen.

Entwicklung und Einsatz erfolgen in der Regel durch interdisziplinäre Teams, oft auf Basis anerkannter Standards. Prozessmodelle werden häufig mit BPMN oder vergleichbaren Modeling-Notationen erstellt und mit etablierten Referenzmodellen aus der jeweiligen Domäne abgeglichen. Beispiele für weit verbreitete Referenzrahmen sind das APQC Process Classification Framework (PCF), das branchenübergreifende Prozessfamilien strukturiert, sowie domänenspezifische Modelle wie ITIL oder eTOM in bestimmten Sektoren.

Vorteile eines Prozessreferenzmodells umfassen bessere Verständigung, vergleichbare Leistungskennzahlen, schnellere Ableitung von Verbesserungsmaßnahmen und eine konsistente Governance. Risiken bestehen in einer potenziellen Überstandardisierung, dem Anpassungsbedarf an spezifische Gegebenheiten und dem Pflegeaufwand, der für Aktualität erforderlich ist.

In der Praxis dient es der Transparenz, Steuerung und kontinuierlichen Optimierung von Geschäftsprozessen in Unternehmen.