Nichtobstruktive

Nichtobstruktiv beschreibt allgemein das Fehlen einer Obstruktion oder signifikanten Verengung in einem Organ oder Gefäß. In der Medizin wird der Begriff besonders im Zusammenhang mit den Koronararterien verwendet: Bei Patienten mit Brustschmerz oder Angina-Symptomen, deren Koronararterien im Rahmen einer Angiografie keine signifikanten Engstellen zeigen, spricht man von nichtobstruktiver Koronarterkrankung, oft abgekürzt als INOCA (ischemia with non-obstructive coronary arteries).

INOCA umfasst verschiedene zugrunde liegende Mechanismen, die zu ischämischen Symptomen führen können, obwohl die großen Koronararterien nicht verengt sind. Zu den Hauptursachen gehören eine Dysfunktion der Mikrogefäße (Mikrovaskuläre Dysfunktion) und Koronarvasospasmen, seltener auch seltene strukturelle Anomalien oder kombinierte Pathologien. Die Pathophysiologie erklärt, warum Symptome auftreten, obwohl die herdförmigen Engstellen fehlen.

Diagnostisch wird oft eine Kombination aus nichtinvasiven und invasiven Verfahren eingesetzt. Nichtinvasive Tests (Herzbelastungstests, bildgebende Verfahren) weisen Ischämie nach, zeigen jedoch keine Obstruktionen. Invasive Provokationstests (z. B. Aketylcholin- oder Ergolin-Tests) beurteilen die Vasomotorik. Messungen wie der koronare Flussreservewert (CFR) oder der Index des Mikrohämodynamik (IMR) helfen, eine mikrovaskuläre Dysfunktion zu bestätigen.

Die Behandlung richtet sich nach Symptomen und der zugrundeliegenden Pathophysiologie. Allgemeine Maßnahmen umfassen Risikofaktorkontrolle, Lebensstiländerungen und optimale Behandlung vaskulärer Risikofaktoren. Zur Symptomlinderung können Kalziumkanalblocker, Nitrate oder Betablocker eingesetzt werden; bei Vasospasmen kommen oft Kalziumkanalblocker und Nitratpräparate zum Einsatz. Die Evidenzlage zu spezifischen Therapien für INOCA ist Gegenstand aktueller Forschung.