Militärwissenschaften

Militärwissenschaften bezeichnet die akademische Disziplin, die sich mit Kriegsführung, der Organisation militärischer Kräfte und den damit verbundenen politischen, technischen und sozialen Fragestellungen befasst. Sie umfasst theoretische Grundlagen der Kriegsführung (Kriegswissenschaft), angewandte Disziplinen wie Operationsforschung, Logistik, Waffentechnik sowie die Analyse von Verteidigungs- und Sicherheitspolitik. Ziel ist es, Entscheidungsprozesse in Militärplanung, Strategieentwicklung und Ressourcenallokation zu verstehen, zu bewerten und zu verbessern.

Historisch reicht die Disziplin zurück in die Militärphilosophie und die Kriegslehre der Frühen Neuzeit; im 18. bis 19. Jahrhundert entwickelten sich systematische Studien zu Strategie, Taktik und Organisation. Im 20. Jahrhundert gewann Militärwissenschaft durch Beiträge von Clausewitz, die Geschichte der Kriege, Kampfführung und Organisationslehre an theoretischer Tiefe. Nach dem Zweiten Weltkrieg wandelte sich der Bereich zu Verteidigungs- und Sicherheitsstudien, die Politik, internationales Recht, Ethik, Wirtschaftswissenschaften und Soziologie integrieren.

Typische Teilgebiete sind Kriegswissenschaft/Kriegslehre, Militärische Geschichte, Strategie und Taktik, Operationsforschung, Logistik, Waffentechnik, Personal- und Organisationslehre, Zivil-militärische Beziehungen, Verteidigungs- und Sicherheitspolitik sowie Rechtsfragen des Krieges (Völkerrecht). Anwendungen liegen in der Doctrine-Entwicklung, militärischer Ausbildung, Politik- und Ressourcenberatung, Risiko- und Szenarioanalysen sowie Langzeitplanung.

Militärwissenschaften arbeiten interdisziplinär und beziehen Politikwissenschaft, Rechtswissenschaft, Volkswirtschaft, Ingenieurwissenschaften und Psychologie ein. In deutschsprachigen Ländern werden sie an Universitäten, Militärakademien und Forschungsinstituten betrieben und dienen der wissenschaftlichen Fundierung von militärischen Entscheidungen und sicherheitspolitischer Debatte.