MSTherapie

MSTherapie, wissenschaftlich bekannt als Multisystemische Therapie (MST), ist eine intensive, familien- und gemeinschaftsnahe Behandlung für Jugendliche mit schweren Verhaltensauffälligkeiten und damit verbundenen Risikofaktoren. Ziel ist es, problematisches Verhalten zu reduzieren, Familienstrukturen zu stabilisieren sowie Rückfälle und stationäre Unterbringung zu verhindern.

Das Therapiekonzept folgt einem ökologischen Ansatz und adressiert mehrere Systeme des Jugendlichen: Familie, Peers, Schule, Nachbarschaft und soziale Dienste. Typische Inhalte sind elternbasierte Verhaltensführung, Problemlösungstraining, Kommunikations- und Konfliktmanagement, Stressbewältigung sowie der Aufbau unterstützender sozialer Netzwerke. Die Behandlung ist manuelisiert und in der Regel durch ein dediziertes MST-Team umgesetzt.

Durchführung: MST wird meist zuhause und in der Gemeinschaft durchgeführt, mit einem hochintensiven Zeitplan über mehrere Monate. Ein Team aus zwei bis vier Therapeuten bietet regelmäßige Hausbesuche, Schulbesuche und Krisenmanagement rund um die Uhr. Die Therapien dauern oft drei bis fünf Monate und umfassen je nach Fall zahlreiche Sitzungen.

Wirksamkeit: In kontrollierten Studien zeigte MST Reduktionen antisozialen Verhaltens, geringere Rückfallraten, verringerte Inobhutnahmen und verbesserte Familien- und Schulfunktionen. Die Effekte sind häufig moderat bis groß, hängen jedoch stark von der Fidelity der Implementierung und der kulturellen Passung ab.

Umsetzung und Grenzen: MST erfordert zertifizierte Fachkräfte, intensive Ressourcen und qualitätsgesicherte Supervision. Nicht alle Populationen reagieren gleichermaßen; bei Kosten, Logistik und kultureller Anpassung können Hürden bestehen. Entwickelt wurde MST in den USA in den 1970er Jahren von Scott Henggeler und Kollegen.