Konversionsstörung

Konversionsstörung, auch Funktionelle neurologische Symptomstörung (FNSD) genannt, ist eine neuropsychiatrische Erkrankung, bei der neurologische Symptome auftreten, die durch keine organische Ursache erklärt werden können. ICD-10: F44.4; DSM-5: Functional Neurological Symptom Disorder. Die Beschwerden gelten als Ausdruck psychischer Prozesse, die sich in körperlichen Symptomen manifestieren.

Typische motorische Symptome sind Lähmungen, Muskelverspannungen, Tremor, Anfälle oder Abstürzen der Bewegungskoordination; sensorische Defizite wie Taubheit oder Blindheit. Die Symptome weisen oft kein neuroanatomisch sinnvolles Muster auf und führen zu erheblichem Leid oder Beeinträchtigungen im Alltag.

Die Abklärung erfolgt durch Ausschluss körperlicher Erkrankungen; neurologische Tests und Bildgebung können unauffällig sein. Zentrale Kriterien verlangen: eine oder mehrere funktionelle Störungen der willkürlichen Motorik oder Sensorik; Evidenz psychischer Einflussfaktoren; Ausschluss anderer Ursachen; und dass die Symptome nicht durch Substanz oder eine andere psychische Störung besser erklärt werden.

Ursachen sind multifaktoriell: psychische Belastungen, Konflikte oder Traumata, Stressbewältigungsstile sowie neurobiologische Mechanismen wie veränderte Erwartungshaltungen und Aufmerksamkeitsprozesse. Theoretisch wird die Störung als Fehlsteuerung neuronaler Netzwerke verstanden, die durch psychosoziale Faktoren aktiviert wird.

Behandlung erfordert ein interdisziplinäres Team aus Neurologie, Psychiatrie/Psychotherapie, Physiotherapie und ggf. Rehabilitierung. Ziele sind Aufklärung, Stabilisierung und Rückführung in Alltagsfunktionen. Ansätze umfassen kognitive Verhaltenstherapie, andere psychotherapeutische Modelle, körperorientierte Therapien und Behandlung komorbider Erkrankungen. Die Prognose ist individuell; frühzeitige, früh begonnene Behandlung verbessert die Aussichten, während sich Beschwerden chronifizieren können.