Knorpeldehnung

Knorpeldehnung bezeichnet die Dehnung oder Verformung von Knorpelgewebe infolge mechanischer Belastung. In der Biomechanik, Orthopädie und Rehabilitation wird der Begriff verwendet, um die elastischen und viskoelastischen Reaktionen des Knorpels auf Belastung zu beschreiben. Er umfasst sowohl reversible Verformungen während alltäglicher Gelenkbewegungen als auch langfristige Veränderungen bei wiederholter Belastung.

Knorpelgewebe kommt in verschiedenen Formen vor: Hyaliner Knorpel in Gelenkflächen, Faserknorpel in Strukturen wie Menisken oder Wirbelsäulenbändern. Knorpel ist avaskulär und bezieht Nährstoffe durch Diffusion aus dem umliegenden Gewebe. Die mechanische Festigkeit resultiert aus dem Kollagennetzwerk, der Proteoglykanmatrix und dem Wassergehalt; die Verformbarkeit lässt sich durch die Anordnung von Kollagenfasern und die Gewebematrix steuern.

Die Deformation entsteht durch Druck, Zug oder Scherung. Chondrozyten reagieren auf mechanische Stimuli via Mechanotransduktion und regulieren Matrixproduktion und -abbau. Kurzfristig zeigen Knorpel eine elastische Rückfederung; bei wiederholter Belastung kann es zu langfristigen Veränderungen kommen, die das Gleichgewicht von Synthese und Abbau beeinflussen.

Relevanz: In gesunden Gelenken ermöglicht Knorpeldehnung Pufferung und gleichmäßige Lastverteilung. Fehlbelastung, Verletzungen oder Alterung können zu Knorpelschäden und Degeneration wie Osteoarthritis beitragen. Therapeutische Ansätze zielen auf angemessene Belastung, physikalische Therapie und, bei strukturellen Defekten, operative Verfahren.

Diagnostik und Forschung: Knorpeldehnung wird mit bildgebenden Verfahren wie MRT, sowie mechanischen Tests und biomechanischen Modellen untersucht. In der Behandlung spielen Bewegungstherapie, Gewichtsmanagement und ggf. operative Maßnahmen wie Mikrofrakturierung, Autologe Knorpelzelltransplantation oder Matrizenimplantate eine Rolle.

Siehe auch: Articulare Knorpel, Chondrozyt, Mechanotransduktion, Osteoarthritis, Endochondralossifikation, Biomechanik.