Bestandsabweichung

Bestandsabweichung ist die Abweichung zwischen dem in den Lagerbüchern beziehungsweise im ERP-System geführten Bestand und dem tatsächlich gemessenen physischen Bestand eines Lagers. Sie tritt in Retail, Produktion und Logistik auf und betrifft Rohmaterial, Zwischenprodukte, Fertigwaren und Ersatzteile. Im deutschsprachigen Kontext wird unterschieden zwischen dem Buchbestand und dem Tatsächlichen Bestand. Eine positive Abweichung bedeutet, dass mehr Einheiten vorhanden sind als im System erfasst, eine negative Abweichung das Gegenteil.

Ursachen liegen in Buchungs- oder Erfassungsfehlern, falscher Einordnung, Diebstahl oder Schwund, beschädigter Ware, Abnutzung, Liefer- oder Wareneingangsabweichungen, verzögerter Rückmeldung von Retouren sowie zeitliche Differenzen zwischen Zählung und Buchung. Die Abweichung wird üblicherweise berechnet als Bestandsabweichung = Buchbestand − Tatsächlicher Bestand. Die Ergebnisse beeinflussen die Inventurbewertung, Kosten der Ware sowie notwendige Buchungsanpassungen.

Zur Steuerung von Bestandsabweichungen setzen Unternehmen regelmäßige Inventuren oder Stichprobeninventuren (Cycle Counting), permanente Inventur mit Barcode- oder RFID-Erfassung, strikte interne Kontrollen, klare Verantwortlichkeiten und eine hohe Datenqualität im ERP-System ein. Ursachenanalysen, Maßnahmenpläne und Dokumentation helfen, Wiederholungen zu vermeiden und den Lagerbestand genauer abzubilden.

Die Bestandsabweichung hat unmittelbare Auswirkungen auf Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung und ist damit eine zentrale Kennzahl im Risikomanagement der Lagerlogistik. Durch eine bessere Transparenz und Effizienz lassen sich Betriebskosten senken und der Kapitalbindung verringern.