Barrierefreiheitstests

Barrierefreiheitstests sind Bewertungen, die prüfen, ob ein Produkt, eine Dienstleistung oder Inhalte für Menschen mit Behinderungen zugänglich sind. Sie betreffen vor allem digitale Angebote wie Webseiten, mobile Apps, Software, PDFs und andere Dokumente, können aber auch physische oder interaktive Systeme umfassen.

Standards und Grundlagen: Ziel der Tests ist oft die Konformität mit barrierefreien Standards wie den Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) und der europäischen Norm EN 301 549 für die Zugänglichkeit von ICT. Öffentliche Stellen in der Europäischen Union unterliegen der Web Accessibility Directive. Ergänzende Normen finden sich in ISO 9241-171 sowie nationalen Regelwerken wie der BITV 2.0 in Deutschland oder der Section 508 in den USA.

Methodik: Barrierefreiheitstests verbinden manuelle Bewertungen mit automatischen Prüfungen. Zu den manuellen Verfahren gehören die Überprüfung der Tastaturnavigation, der Nutzung von Screen-Readern (z. B. NVDA, JAWS, VoiceOver), die korrekte semantische Struktur von HTML, der Einsatz von ARIA-Attributen, Farbwahrnehmbarkeit und die Darstellbarkeit von Inhalten. Automatisierte Tools (etwa axe, Lighthouse, WAVE, pa11y) identifizieren häufige Probleme, können jedoch nicht alle Barrieren erfassen. Ergänzend kommen Nutzertests mit Menschen mit Behinderungen und fachkundige Reviews zum Einsatz. Die Ergebnisse werden in einem Barrierefrei­keitsbericht zusammengefasst, der Probleme, Prioritäten und Lösungsvorschläge enthält.

Prozess und Nutzen: Barrierefreiheitstests sollten in den gesamten Entwicklungszyklus integriert werden, von Design über Entwicklung bis QA und Release. Sie unterstützen wiederholbare Korrekturen, dokumentiert werden oft Konformitätshinweise (z. B. VPAT) und eine erneute Prüfung. Herausforderungen ergeben sich bei dynamischen Inhalten, Multimedia, Mehrsprachigkeit und Leistungsanforderungen.

Vorteile und Grenzen: Gut durchgeführte Barrierefreiheitstests verbessern die Nutzbarkeit für alle Anwender, erhöhen rechtliche Sicherheit und minimieren Risiken. Sie erfordern jedoch spezialisierte Expertise und kontinuierliche Pflege.