Alltagsaufzeichnungen

Alltagsaufzeichnungen bezeichnet eine Methode zur systematischen Dokumentation des täglichen Lebens. Ziel ist es, Struktur, Routinen, Interaktionen und die zeitliche Verteilung von Aktivitäten zu erfassen. Die Aufzeichnungen erfolgen meist von Individuen oder Forschenden und können in Form von Tagebüchern, Zeitverwendungsbögen, Fototagebüchern oder Audio- bzw. Videoaufnahmen erfolgen.

Methodik: Typischerweise erfolgt eine prospective Datenerhebung über einen festgelegten Zeitraum. Teilnehmende notieren Aktivitäten, Aufenthaltsorte, Begleitpersonen, Dauern, Gefühle oder Bewertungen. Die Daten können quantitativ (Zeitverwendungsbögen) oder qualitativ (beschreibende Einträge) erhoben werden und werden oft codiert, sequenziert oder thematisch ausgewertet. Ergänzend werden Interviews oder Beobachtungen zur Triangulation herangezogen.

Historischer Kontext: Der Begriff knüpft an Tagebuchführung an und hat sich in Sozialforschung, Designforschung und Alltagsforschung etabliert. Er ergänzt retrospektive Befragungen durch den unmittelbaren Zugang zum Alltag.

Anwendungen: Alltagsaufzeichnungen finden Anwendung in Soziologie, Anthropologie, Psychologie, Ergonomie, Konsumforschung sowie in Human-Computer-Interaktion und Design, wo Einblicke in Routinehandlungen, Mobilität und Interaktionsmuster gewonnen werden.

Vor- und Nachteile: Sie liefern reichhaltige, kontextsensitive Daten und Einsichten in häufig unbeachtete Praxis. Herausforderungen sind der Aufwand für Teilnehmende, Verzerrungen durch Selbstselektion oder Wahrnehmung, Datenschutz und der Umgang mit großen Datensätzen.