spektralzeitliche

Spektralzeitlich bezeichnet in der deutschsprachigen Fachliteratur Eigenschaften, Prozesse oder Analysen, die sowohl die Frequenzinhalte eines Signals als auch deren zeitliche Veränderung berücksichtigen. Es entspricht dem englischen Begriff spectro-temporal oder spectrotemporal und wird verwendet, wenn sich Spektrum und Zeitverlauf gegenseitig beeinflussen oder gemeinsam analysiert werden müssen.

In der Signalverarbeitung umfassen spektralzeitliche Analysen Zeit-Frequenz-Darstellungen wie das Spektrogramm, die Kurzzeit-Fourier-Transformation, die Wavelet-Transformation sowie fortgeschrittene Verfahren wie die Wigner-Ville-Verteilung oder Reassignment-Techniken. Solche Ansätze dienen dazu, nicht-stationäre Signale zu charakterisieren, bei denen sich Frequenzkomponenten im Verlauf ändern, zum Beispiel in Sprache, Musik, Radar- oder Ultraschall-Signalen.

Die spektralzeitliche Analyse verbindet Frequenz- und Zeitbereiche und steht im Spannungsverhältnis zur reinen Spektralanalyse oder zur reinen Zeitbereichsanalyse. Sie erfordert Kompromisse zwischen Zeit- und Frequenzauflösung; die Wahl des Fensters oder der Wavelet-Skala beeinflusst die Interpretierbarkeit. Adaptive oder tomografische Methoden können die Darstellung je nach Signalcharakter anpassen.

Anwendungsgebiete reichen von Akustik und Musikanalyse über Kommunikationssysteme bis hin zur Biomedizin (z. B. EEG/MEG-Signale) und Optik (Charakterisierung ultrakurzer Lichtpulse). Der Begriff betont die gemeinsame Betrachtung von Frequenzinhalt und zeitlicher Entwicklung und ist damit die zentrale Idee der spektralzeitlichen Analyse.