Zündwinkel

Zündwinkel, in der Motorentechnik, bezeichnet den Zündzeitpunkt – den Drehwinkel der Kurbelwelle, zu dem der Funke des Zündsystems zündet. Er wird typischerweise relativ zu dem oberen Totpunkt (TDC) angegeben und in Grad BTDC (before top dead center, vor dem OT) oder ATDC (after top dead center, nach dem OT) ausgedrückt. Der Zündwinkel gibt an, wie viele Grad der Kurbelwelle der Funke vor dem OT zündet; der Funke muss vor dem OT erfolgen, damit die Verbrennung zu dem richtigen Zeitpunkt stattfindet und der Druckanstieg optimal genutzt wird.

Messung und Steuerung: Bei älteren Motoren wurde der Zündwinkel meist fest durch die Verteileranlage eingestellt (mechanische/kleinverschränkte Steuerung) oder durch zusätzliche Zündverstellung (Zentrifugal- und Vakuumverstellung) angepasst. In modernen Fahrzeugen erfolgt die Zündung elektronisch durch das Motorsteuergerät (ECU). Es nutzt Sensoren wie Kurbel- und Nockenwellensensoren, Ladedruck- und Temperaturdaten sowie Knallfühler, um den Zündwinkel laufend an Drehzahl, Last, Temperatur und Kraftstoffqualität anzupassen.

Auswirkungen: Der Zündwinkel beeinflusst Leistung, Verhalten, Emissionen und Kraftstoffverbrauch. Ein zu früh angezogener Zündfunke (zu weit vor OT) erhöht die Klopfneigung und Belastung des Motors, reduziert die Leistung und erhöht den Kraftstoffverbrauch. Ein zu später Zündzeitpunkt (zu weit nach OT) verringert die Leistung und bewirkt einen unruhigen Lauf. In der Praxis wird der optimale Zündwinkel als Funktion von Drehzahl, Last und Motorbauart gewählt und oft durch ECU-Maps oder Verteilerverstellung realisiert.

Bezugspunkte: Prüfen lässt sich der Zündwinkel mit einem Zündzeitpunkt-Licht (Timing Light) in Verbindung mit einer Kurbelwellen-Drehwinkelmarkierung; moderne Motoren erreichen die Einstellung durch Software-Algorithmen.