Wahlmethoden

Wahlmethoden bezeichnet die Art der Sitzvergabe nach einer Wahl. Sie legen fest, wie Stimmen in Mandate umgerechnet werden und welche Folgen dies für Repräsentation, Koalitionsbildung und politische Dynamik hat. In der Praxis unterscheiden politische Systeme vor allem zwischen Mehrheits-, Verhältnis- und Mischsystemen; daneben kommen alternative Verfahren wie Rangfolgenwahlen zum Einsatz.

Mehrheitswahlverfahren funktionieren in der Regel mit dem Kandidaten, der die größte Stimmenzahl erhält, unabhängig von der absoluten Mehrheit (relative Mehrheit) oder nur bei Erreichen einer Mehrheit (absolute Mehrheit). Das bekannteste Beispiel ist das First-Past-the-Post-Verfahren. Vorteile sind einfache Auszählung, klare Sieger und starke lokale Verankerung; Nachteile sind tendenziell geringe Repräsentation kleinerer Parteien und mögliche Verzerrungen zugunsten großer Parteien.

Verhältniswahlverfahren verteilen Sitze proportional zu den Stimmenanteilen der Parteien. Ziel ist eine Repräsentation, die dem Wählerwillen möglichst genau entspricht. Typische Merkmale sind Parteienlisten, Sitzzahlen nach Berechnungsmethoden wie D’Hondt oder Sainte-Laguë und oft eine Sperrklausel. Vorteile: gerechtere Abbildung der Stimmenanteile; Nachteile: kompliziertere Auszählung, häufig Koalitionsregierungen.

Mischsysteme kombinieren Elemente beider Ansätze. Ein bekannter Typ ist die Mischung aus Direktmandaten (Erststimme) und Verhältniswahl (Zweitstimme), wie in Deutschland oder Neuseeland, um direkte Mandate zu sichern und prozentuale Verteilung herzustellen.

Zusätzliche Verfahren umfassen Rangfolgenwahlen (z. B. Instant Runoff) und das Single Transferable Vote-System, das Mehrheiten durch späteres Ausgleichen der Stimmen erzielt; STV wird in Irland und Australien eingesetzt. Wahlmethoden beeinflussen maßgeblich Repräsentation, politische Stabilität und strategisches Wählen.