Vokalreduktion

Vokalreduktion bezeichnet einen sprachwissenschaftlichen Prozess, bei dem Vokale in unbetonten Silben an Artikulationshöhe, -Höhe oder Lautstärke verlieren und zentralisierte, verkürzte oder schwa-ähnliche Qualitäten annehmen. In vielen Sprachen führt sie zu einer Vereinheitlichung der Vokalqualität in unbetonten Silben und damit zu weniger auffälligen Vokalarten.

Die Realisierung von Vokalreduktion variiert stark je nach Sprache, Dialekt und Sprechstil. Typisch ist eine Verschiebung hin zu mittleren Zentralvokalen wie dem Schwa [ə] oder zu offenen Zentrumvokalen wie [ɐ]. In schnellem, informellem Sprechen ist die Reduktion oft stärker, in formeller Rede seltener; manche unbetonte Silben können auch ganz verschleifen oder eliminiert werden, wobei Konsonanten als Silbenkerne verbleiben oder eine Silbe syllabiziert wird.

Im Deutschen ist Vokalreduktion insbesondere in unbetonten Endsilben und Affixen verbreitet: unbetonte Silben tragen häufig einen Schwa-ähnlichen Laut oder eine minimale Vokalqualität; Endsilben wie -en oder -n werden oft reduziert, wodurch die Silbenstruktur schwerer wahrnehmbar wird. Im Englischen führt die unbetonte Silbenbetonung zu einer weitreichenden Reduktion vieler Vokale auf [ə] oder verwandte Klänge, etwa in Wörtern wie about oder problem. In anderen Sprachen variiert das Ausmaß und die Form der Reduktion stark; sie kann phonologisch bedeutend sein oder lediglich als allophonische Erscheinung auftreten.

Historisch und diachron weisen viele Sprachen Verschiebungen in der Vokalqualität unbetonter Silben auf, was zu Synkopen, Silbenreduktion und Veränderungen im Prosodiekonzept beitragen hat. Dialektale Unterschiede und sozioökonomische Faktoren beeinflussen zudem das Ausmaß der Vokalreduktion.