Verdauulichkeit

Verdauulichkeit ist ein Begriff der Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaft, der die Verwertbarkeit eines Lebensmittels oder eines Nährstoffs im Verdauungssystem eines Organismus beschreibt. Sie gibt an, welcher Anteil der aufgenommenen Nährstoffe im Körper aufgenommen und genutzt werden kann. Der Begriff wird sowohl in der Humanernährung als auch in der Tierfütterung verwendet und berücksichtigt chemische Verdauung sowie Absorption im Verdauungstrakt.

Die Messung erfolgt typischerweise über Verdauungs- oder Ausscheidungsversuche. Die Grundgröße ist der Verdauungsgrad (Digestibility Coefficient): (Nährstoffaufnahme minus Nährstoffmenge in den Fäkalien) geteilt durch die Nährstoffaufnahme. Man unterscheidet zwischen scheinbarer Verdauulichkeit, bei der endogene Verluste vernachlässigt werden, und echter Verdauulichkeit, die Endogenverluste durch Verdauungssäfte, Schleim, Verdauungsenzyme und Bakterien berücksichtigt.

Vielfache Faktoren beeinflussen die Verdauulichkeit: Nährstoffzusammensetzung und -qualität, Gehalt an Ballaststoffen, Verarbeitung (Kochen, Mahlen, Fermentation), Antinährstoffe (Phytate, Tannine) sowie die individuelle Verdauungsleistung und die Darmflora. Bei Tieren beeinflussen daneben Spezies, Alter und Gesundheitszustand die Werte. In der Tierernährung werden Verdaulichkeitskennzahlen oft zur Beurteilung von Futtermitteln herangezogen.

Anwendungen umfassen die Optimierung der Verdaulichkeit von Lebensmitteln, die Formulierung von Futtermitteln mit höherer Nährstoffausnutzung sowie die Bewertung gesundheitlicher Folgen bestimmter Inhaltsstoffe. Begrenzungen ergeben sich durch individuelle Unterschiede, Messvariabilität und die unterschiedliche Messung (ileale versus totale Verdauung).