ThrombinPotenzial

Thrombinpotenzial bezeichnet die Fähigkeit des Plasmas, Thrombin zu bilden, während einer Koagulationsreaktion. In der Praxis wird oft das Endogene Thrombinpotenzial (ETP) gemessen, das die Fläche unter der Thrombin-Generierungskurve widerspiegelt.

Die Messung erfolgt typischerweise mit einem Thrombin-Generations-Assay, etwa der Calibrated Automated Thrombinography (CAT). Ein definierter Trigger aus Gewebsfaktor und Phospholipiden initiiert die Koagulation; das entstehende Thrombin wird durch ein fluorogenes Substrat kontinuierlich gemessen. Wichtige Parameter sind der ETP (Fläche unter der Kurve), der Peak-Thrombin sowie Latenzzeit und Zeit bis zum Peak.

Das Thrombinpotenzial ergibt sich aus dem Gleichgewicht von prokoagulatorischen Faktoren und natürlichen Antikoagulanzien. Höhere Konzentrationen von Gewebsfaktor, Faktor II, V, VIII, X oder eine ausreichende Phospholipid- und Kalziumzufuhr erhöhen typischerweise das ETP. Antikoagulante Systeme wie Antithrombin oder Protein C/S verringern das Potenzial. Therapien mit Antikoagulanzien (z. B. Vitamin-K-Antagonisten, direkte Antikoagulanzien) senken den ETP. Zusätzlich beeinflussen Entzündung, Plättchenfunktion und Leberfunktion die Ergebnisse.

Klinisch kann ein erhöhter Thrombinpotenzial mit erhöhtem Thromboserisiko einhergehen, während ein vermindertes Potenzial auf Blutungsrisiko oder effektive Antikoagulation hinweisen kann. Die Anwendung des ETP in der klinischen Routine ist begrenzt; es wird vor allem in Forschungszentren genutzt und kann helfen, Thrombophilie-Profile, Krebsassoziierte Thrombose oder Lebererkrankungen zu beurteilen. Referenzwerte variieren stark je nach Methodik, Probenart und Präanalytik, weshalb eine Standardisierung und Labor-spezifische Referenzbereiche notwendig sind.

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