Tertiärisierung

Tertiärisierung bezeichnet den Wandel einer Volkswirtschaft hin zu einem wachsenden Anteil des Dienstleistungssektors gegenüber dem primären (Landwirtschaft) und sekundären Sektor (Industrie). Sie zeigt sich in steigenden Anteilen von Dienstleistungen an Beschäftigung, Wertschöpfung und Investitionen und geht oft mit Veränderungen der Struktur von Unternehmen und Regionen einher.

Historisch ist die Tertiärisierung eng mit dem Industriellen und dem postindustriellen Wandel verbunden. In vielen Industriestaaten setzte sie sich ab dem 20. Jahrhundert allmählich durch und gewann mit Globalisierung, Wissens- und Informationsökonomie sowie technologischer Entwicklung an Geschwindigkeit. Seit den 1950er bis 1970er Jahren beschleunigte sich der Prozess, besonders in Großstädten und massenhaft im Dienstleistungsbereich wie Handel, Banken, Gesundheits- und Bildungswesen sowie IT- und Informationsdienstleistungen.

Strukturell lässt sich Tertiärisierung an drei Dimensionen messen: Beschäftigungsanteil im Dienstleistungsbereich, Anteil der Dienstleistungssektoren an der Wertschöpfung und die Verlagerung in immaterielle, wissensbasierte Dienstleistungen. Zu den Treibern gehören technologischer Fortschritt, erhöhte Nachfrage nach Kundennähe und Serviceleistungen, Urbanisierung sowie der Übergang zu einer Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft. Sie beeinflusst auch Bildung, Arbeitsmarktpolitik und Regionalentwicklung, da Dienstleistungszentren tendenziell urban zentriert sind.

Kritisch wird die Tertiärisierung hinsichtlich Arbeitsbedingungen in vielen Dienstleistungsberufen gesehen, einschließlich precarier Arbeit und Lohndynamik, sowie der politischen und räumlichen Ungleichheiten zwischen Metropolen und ländlichen Regionen. Zudem wirkt sie sich auf Produktivität, Innovationssysteme und wirtschaftliche Resilienz aus, insbesondere im Kontext von Digitalisierung und globalen Wertschöpfungsketten.