Salienznetzwerk

Das Salienznetzwerk (SN) ist ein funktionelles Netzwerk des Gehirns, das relevante oder auffällige Reize identifiziert und die anschließende Verarbeitung von sensorischen, emotionalen und kognitiven Signalen koordiniert. Die Kernknoten liegen in der frontoinsulären Region, insbesondere der vorderen Insula, sowie im dorsal anterioren cingulären Kortex (dACC). Zusätzlich sind weitere frontale, parietale und limbische Regionen beteiligt, sodass das SN als hub-artiges Koordinationssystem arbeitet.

Die zentrale Funktion des SN besteht darin, Salienz zu bewerten, unerwartete oder bedeutende Ereignisse zu erkennen und relevante Signale zu integrieren. Es steuert die Zuweisung kognitiver Ressourcen und vermittelt den Wechsel zwischen dem Default Mode Network (DMN), das intern orientiert ist, und dem Central Executive Network (CEN), das auf zielgerichtete Aufgaben fokussiert.

Auf neuronaler Ebene zeigt es sich durch dynamische Konnektivität, die es dem Gehirn ermöglicht, rasch zwischen Zuständen zu wechseln. Das SN fungiert als schaltendes System, das Aufmerksamkeit neu ausrichtet, Handlungen koordiniert und das Bewusstsein für relevante Reize unterstützt.

Methodisch wird das SN vor allem durch ruheabhängige fMRI-Studien untersucht, ergänzt durch task-basierte Bildgebung und Diffusionsbildgebung, die funktionelle und strukturelle Verbindungen zwischen AI, dACC und anderen Regionen sichtbar machen.

Störungen des SN wurden in zahlreichen Erkrankungen beschrieben, darunter ADHD, Autismus, Depression, Schizophrenie und PTSD, oft mit abnormer Salienz-Wertung und gestörter Flexibilität beim Switching. Die SN-Dysregulation wird als Biomarker diskutiert und ist Gegenstand von Neuromodulationsforschung.

Historisch wurde der Begriff Salienznetzwerk in Seeley et al. (2007) geprägt; das Triple-Network-Modell mit SN, DMN und CEN wurde von Menon und Uddin (2010/2011) weiterentwickelt.