SARInterpretationen

SAR-Interpretationen bezeichnet die Auswertung und Deutung von Daten, die mit Synthetic Aperture Radar (SAR) gewonnen wurden, um Informationen über die Erdoberfläche zu gewinnen. SAR liefert unabhängig von Tageszeit und Wolkenbedeckung Daten, doch die Signale hängen stark von Radarparametern wie Wellenlänge, Sonnenstand und Geometrie ab. Die Interpretation erfordert daher ein Verständnis der Rückstreuung und der Abbildungseffekte.

Zentrale Konzepte sind der Rückstreuungsgrad (typisch sigma0), die Polarisationskanäle (HH, HV, VH, VV), der Radargeometrieeinfluss sowie das Vorhandensein von Speckle, einem zufälligen Rauschen, das die Bildqualität beeinflusst. Bei Polarimetrischer SAR (PolSAR) werden multiple Polarisationen genutzt, um die Streuungsmechanismen der Szene zu charakterisieren (z. B. Oberflächen-, Kanten- oder Volumenstreuung). InSAR (Interferometric SAR) verwendet Phaseninformationen zweier oder mehrerer Aufnahmen, um Höhenunterschiede oder Oberflächenbewegungen zu messen; Phasenentkoppelung und Phasenunwrapping sind zentral für genaue Ergebnisse.

Interpretationsansätze umfassen visuelle Beurteilung von Texturen und Muster sowie quantitative Analysen mit Kalibrierung, Radiometrierung, Speckle-Filterung und Backscatter-Modellen. Typische Modelle umfassen das Freeman-Durden- oder das Cloude-Pottier-Modell, während PolSAR-Decompositionen zur Identifikation von Streuungsmechanismen eingesetzt werden. InSAR ermöglicht die Erstellung von Höhendaten (DEM) und die Überwachung von Deformationen in Vulkan-, Erdriss- oder Baugebieten.

Datenquellen reichen von Sentinel-1 (C-Band) bis zu TerraSAR-X, RADARSAT oder ALOS PALSAR. Anwendungen umfassen Landnutzung, Wald- und Landwirtschaftsüberwachung, Flood- und Katastrophenmanagement, Urbanisierung sowie Geologie und Geomorphologie. Herausforderungen sind Speckle, Layover, Foreshortening und Schatten, sowie Interpretationsunsicherheit und Kalibrierungsbedarf. SAR-Interpretationen ergänzen optische Fernerkundung und liefern robuste Einsichten unter schwierigen Sichtbedingungen.