Prävalenzschätzungen

Prävalenzschätzungen beziehen sich auf den Anteil einer Population, der zu einem bestimmten Zeitpunkt oder über einen definierten Zeitraum eine bestimmte Krankheit oder Eigenschaft aufweist. Pointprävalenz beschreibt den Anteil der Personen mit der Erkrankung am Stichtag; Periodprävalenz umfasst alle Fälle, die im Zeitraum mindestens einmal aufgetreten sind. Beispiele: Pointprävalenz der Diabetes am 1. Januar 2023; Periodprävalenz von Krebsfällen im Kalenderjahr 2022.

Datenquellen für Prävalenzschätzungen sind Querschnittsstudien, nationale Gesundheitsumfragen, administrative Routinedaten (etwa Krankenhäuser- oder Registerdaten) oder deren Kombination. Der Zähler (Numerator) ist die Anzahl der Personen mit dem Merkmal; der Nenner (Denominator) die Population, auf die der Anteil bezogen wird. Rohschätzungen können je nach Altersstruktur variieren und werden häufig standardisiert oder gewichtet, um vergleichbare Werte zu ermöglichen.

Berechnung und Standardisierung: Pointprävalenz = Anzahl der bestehenden Fälle zum Stichtag geteilt durch die geschätzte Population am Stichtag. Periodprävalenz = Anzahl der Personen, die im Zeitraum mindestens einmal betroffen waren, geteilt durch die mittlere oder jährliche Population dieses Zeitraums. Konfidenzintervalle für Prävalenzschätzungen richten sich nach der zugrundeliegenden Verteilung; bei komplexen Stichproben kommen Design-Variablen, Gewichtung sowie Bootstrap- oder Wald-Varianzschätzungen zum Einsatz.

Typische Probleme sind Bias durch Selektion, Nichtantwort, fehlerhafte Fallklassifikation, uneinheitliche Falldefinitionen und zeitliche Unterschiede in der Datenerhebung. Prävalenzschätzungen unterstützen Gesundheitsplanung, Ressourcenallokation, das Monitoring der Krankheitslast sowie den länderspezifischen und regionalen Vergleich und Trendanalysen.

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