Prozesslogiken

Prozesslogiken bezeichnet eine Gruppe formaler Ansätze zur Beschreibung, Spezifikation und Verifikation von Prozessen in Informatik und Geschäftsprozessen. Der Begriff umfasst sowohl theoretische Sprachen zur Begründung von Prozessverhalten als auch praktische Modelle zur Abbildung von Abläufen und deren Eigenschaften.

In der Informatik dienen Prozesslogiken der formalen Beschreibung von Ablauf-, Kommunikations- und Synchronisationsstrukturen in konkurrierenden Systemen. Wichtige Ansätze sind Prozessalgebren wie CSP (Communicating Sequential Processes) und CCS (Calculus of Communicating Systems) sowie netzbasierte Modelle wie Petri-Netze. Zur Spezifikation zeitlicher Eigenschaften werden Temporal-Logiken wie LTL (Linear Temporal Logic) und CTL (Computation Tree Logic) verwendet; zur Verifikation kommen Model-Checking-Verfahren zum Einsatz.

Im Bereich der Geschäftsprozesse beschreiben Prozesslogiken Abläufe, Entscheidungen, Ressourcen- und Datenflüsse in Workflows. Sie dienen der Semantik von Modellierungssprachen wie BPMN und der formalen Analyse, Verifikation und Automatisierung von Geschäftsprozessen, insbesondere im Hinblick auf Korrektheit, Konsistenz und Ausführbarkeit.

Anwendungen umfassen die Verifikation von Sicherheits- und Liveness-Eigenschaften, die Konsistenzprüfung, Simulation sowie die automatische Ableitung oder Implementierung von Prozesslösungen aus formalen Spezifikationen. Typische Herausforderungen liegen in der Skalierbarkeit bei komplexen Systemen, der sinnvollen Abstraktion, der Integration in vorhandene Toolchains und der Balance zwischen formalen Modellen und praxisnahen Entwicklungsprozessen.

Historisch verknüpft sich die Entwicklung von Prozesslogiken mit Arbeiten in Prozessrechnung, Prozessalgebren und Modellprüfungsverfahren, die theoretische Grundlagen mit praktischer Anwendung in der Software- und Geschäftsprozessentwicklung verbinden.