PrimingEffekten

Primingeffekte bezeichnen die Beobachtung, dass die Reaktion auf einen Stimulus durch eine vorausgehende Stimuluspräsentation beeinflusst wird. Typischerweise zeigt sich eine erleichterte Verarbeitung oder schnellere Reaktion, wenn der vorangehende Reiz semantisch, perceptuell oder konzeptuell verwandt ist. Priming kann oft unbewusst erfolgen und benötigt nicht absichtsvolles Nachdenken.

Formen des Primings umfassen vor allem das semantische Priming und das perzeptuelle bzw. Repetitionspriming. Semantisches Priming tritt auf, wenn verwandte Bedeutungen die Verarbeitung des Zielreizes erleichtern (z. B. wird nach dem Wort „Sonne“ schneller auf „Straße“ reagiert, weil beide kontextuell verbunden assoziiert sind). Perzeptuelles Priming entsteht durch wiederholte oder sehr ähnliche Reize, wobei die sensorische Verarbeitung des Zielstimulus erleichtert wird, oft unabhängig von semantischen Beziehungen.

Mechanismen hinter Priming beruhen meist auf der Ausbreitung der Aktivierung in Netzwerken des Langzeitgedächtnisses. Durch den vorhergehenden Reiz bleiben zugehörige Knoten aktiviert, was die Verarbeitung späterer Reize beschleunigt. Priming gilt als relativ automatisch und schnell, doch Stärke und Persistenz der Effekte können durch Aufmerksamkeit, Aufgabenanleitung, Erwartung oder Kontext moduliert werden.

Anwendungen reichen von Grundlagenforschung in der Sprach- und Wahrnehmungspsychologie bis hin zu Sozialpsychologie, Werbung und Bildung. So lassen sich Verarbeitungsketten, implizite Gedächtnisprozesse oder Einstellungen untersuchen. Kritisch betrachtet sind Replizierbarkeit, Abhängigkeit von Stimulusmaterial, zeitlichen Abständen und Aufgabenbedingungen; viele Priming-Effekte zeigen Kontextspezifik und Varianz über Populationen hinweg. Historisch markiert die Arbeit von Meyer und Schvaneveldt (1971) einen Meilenstein der semantischen Priming-Forschung.