Polytheistische

Polytheistische Religionen sind Glaubenssysteme, die die Anbetung mehrerer Götter oder Göttinnen akzeptieren. Der Begriff leitet sich vom Griechischen polytheos ab, aus poly ('viel') und theos ('Gott'). Charakteristisch ist oft ein Pantheon von Gottheiten mit unterschiedlichen Verantwortlichkeiten, Persönlichkeiten und Mythen; manche Götter regieren Naturphänomene oder Lebensbereiche wie Krieg, Fruchtbarkeit, Weisheit, Schutz oder Heilung, andere stehen in enger Beziehung zu bestimmten Orten, Familien oder Stämmen. Götter können miteinander rivalisieren oder kooperieren, Rituale und Opfer dienen der Anrufung, dem Dank oder der Bitte um Schutz. Die Organisation von Glaubensgemeinschaften variiert stark: Sie reicht von zentral organisierten Tempelkulten bis zu dezentralen, regional verankerten Kulte; Götter können durch Priesterninnen und Priestern, Seherinnen, Dynastien oder Laiencultus verehrt werden.

Historisch gehören polytheistische Systeme zu den ältesten Formen religiösen Ausdrucks. In der Antike prägten Ägypten, Mesopotamien, Griechenland und Rom Pantheons, Rituale und Staatskulte. In Indien existieren vielfältige Strömungen, die polytheistisch sein können, daneben aber auch monotheistische oder philosophische Strömungen umfassen. Shinto in Japan sowie viele indigene Religionen weltweit sind ebenfalls polytheistisch oder animistisch geprägt. In der Moderne kam es zu Wiederbelebungen und Neubildungen polytheistischer Traditionen, etwa im neopaganen Umfeld, rekonstruierten Kulte der hellenischen Polytheismus (Hellenismos), keltischen Heidentum und anderen regionalen Traditionen.

Polytheismus ist kein fest geeintes System, sondern ein Sammelbegriff für vielfältige Glaubensformen mit unterschiedlichen Theologien, Ritualen und Organisationsformen.