Lautmerkmalen

Lautmerkmalen, auch phonologische Merkmale genannt, sind abstrakte Eigenschaften von Sprachlauten, mit deren Hilfe sich Phoneme unterscheiden und phonologische Prozesse beschrieben werden. Typische Merkmale sind binär codiert, zum Beispiel Stimmhaftigkeit (stimmhaft oder stimmlos), Kontinuität (Kontinuant oder Nicht-Kontinuant) sowie der Ort der Artikulation (etwa bilabial, alveolar, velar) und weitere Merkmale wie Sonorität oder Laryngealität. In der traditionellen Merkmalstheorie der generativen Phonologie dienen Lautmerkmale dazu, natürliche Klassen zu definieren und Regeln zu formulieren, die Lautveränderungen auslösen oder begünstigen, etwa die Stimmhaftigkeitsassimilation oder palatale Annäherung.

In der Praxis kombinieren Phonologen Merkmale zu hierarchischen Systemen, die sowohl Artikulations- als auch akustische Eigenschaften abbilden. So unterscheiden sich p und b vor allem durch das Merkmal [+Stimmhaft], während s und t sich durch [+Kontinuant] bzw. [-Kontinuant] unterscheiden. Nasale wie n tragen das Merkmal [+Nasal], Frikative wie s zeigen [+Frikativ]. Im Lauf der Forschung wurden komplexere Merkmalsgeometrien entwickelt, und auch Vokale werden mit Merkmalen wie Höhe, Vorzeichen der Rundung und Backness beschrieben.

Lautmerkmale helfen, phonologische Prozesse wie Assimilation, Neutralisierung oder Umlaut zu analysieren und natürliche Klassen von Lauten zu identifizieren. Kritiker betonen, dass Merkmalsysteme theoretische Modelle bleiben, deren konkrete Ausprägungen von Sprache zu Sprache variieren können. Insgesamt dienen Lautmerkmale als zentrale Orientierung in der Beschreibung von Lautsystemen, Phonotaktik und der Verbindung von Phonetik und Phonologie.