Lautbestände

Der Lautbestand (Plural: Lautbestände) bezeichnet in der Sprachwissenschaft die Gesamtheit der phonologischen Lautzeichen einer Sprache oder eines Dialekts. Er umfasst die Konsonanten- und Vokalphonen (Phoneme) sowie deren ungefähre phonetische Realisationen (Allophone) und oft auch Diphthonge, Glides sowie bestimmte suprasegmentale Merkmale, die in der Phonologie relevant sind. Der Lautbestand bildet die Grundlage der Ausspracheregeln, der Silbenstruktur und der Phonotaktik.

Zur Bestimmung eines Lautbestands verwendet die Phonologie Daten aus gesprochenem und geschriebenem Text, Feldarbeit oder Korpora; durch Tests mit Minimalpaaren wird entschieden, welche Laute bedeutungsunterscheidend sind (Phoneme). Die eigentliche Lautrealisierung ist sprachabhängig; Allophone treten in bestimmten Kontexten auf, während Phoneme in der Regel durch Distribution und Bedeutungsunterschiede identifiziert werden.

Lautbestände sind nicht statisch: Historische Lautwandlungen, Sprachkontakt, Lehnwortaufnahme und soziale Variation führen zu Veränderungen. Vergleicht man Dialekte oder Sprachen, ergeben sich Unterschiede in Größe, Struktur und Geordnung der Inventare. Manche Sprachen weisen besondere Laute oder phonologische Merkmale auf, andere besitzen einfachere Inventare mit weniger Segmenten. Die Phonotaktik regelt zudem, welche Lautfolgen zulässig sind.

In der Linguistik dienen Lautbestände der Typologie, der historischen Sprachforschung und der Rekonstruktion von Proto-Lautbeständen. Sie ermöglichen den Vergleich von Sprachfamilien, die Nachzeichnung historischer Entwicklungen und die Beschreibung von Dialekten. In der Praxis finden sich Lautbestände in Wörterbüchern, phonologischen Beschreibungen, Sprachkursen und der historischen Linguistik.