Kratzspuren

Kratzspuren sind sichtbare Linien oder Abdrücke, die durch Kratzen entstehen und auf Oberflächen jeder Art auftreten können. Sie entstehen, wenn Nägel, Krallen oder spitze Werkzeuge über ein Material ziehen, wobei die Spuren in Form von feinen Kratzlinien, Rillen oder unregelmäßigen Oberflächenveränderungen hinterlassen werden. Kratzspuren können an der Haut von Menschen oder Tieren auftreten, auf Möbeln, Fenstern, Böden oder anderen Gegenständen und variieren in Tiefe, Breite und Regelmäßigkeit.

In der Forensik dienen Kratzspuren oft als Indizien bei der Rekonstruktion von Ereignissen: Defensiv- oder Angriffskratzungen auf der Haut können Hinweise auf eine Auseinandersetzung geben; Spuren an Gegenständen am Tatort können auf das verwendete Instrument schließen lassen. Experten beschreiben Lage, Ausrichtung, Länge, Tiefe und Muster, um den Ablauf zu rekonstruieren und mögliche Werkzeuge oder Tierarten zu identifizieren.

Außerhalb der Rechtsmedizin finden sich Kratzspuren in der Biologie und Archäologie: Tiere hinterlassen Baum- oder Rindenkratzspuren als Reviermarkierung; Knochen oder Fundstücke können Kratzmuster aufweisen, die auf Bearbeitung durch Werkzeuge oder Zähne schließen lassen. Die Zuordnung zu einer bestimmten Spezies oder zu einem Werkzeug bleibt oft unsicher und erfordert Vergleichsmuster.

Analyse und Dokumentation erfolgen durch systematische Erfassung der Spuren: hochauflösende Fotografie, gute Beleuchtung, Maßband, ggf. 3D-Scanning, Abguss- oder Modellherstellung; Vergleiche mit Referenzmustern oder Nachahmungsversuchen unterstützen die Identifikation.

Kratzspuren tragen zur Kontextualisierung von Vorfällen oder Verhaltensmustern bei, doch bleiben sie anfällig für Fehlinterpretationen. Oberflächenbeschaffenheit, Umweltbedingungen und Alter beeinflussen Sichtbarkeit und Form.