Interlingualität

Interlingualität bezeichnet in der Linguistik und Übersetzungswissenschaft das Phänomen, dass Bedeutung über Sprachgrenzen hinweg übertragen, verhandelt oder gemeinsam geschaffen wird. Der Begriff umfasst die Beziehungen zwischen Sprachen auf Wort- und Satzebene ebenso wie die pragmatischen Bedingungen der Kommunikation. Er betrifft Äquivalenzbestrebungen, Transfers von Konzepten und die Art, wie Inhalte in einer Zielsprache angepasst werden können, ohne den Sinn grundsätzlich zu verändern.

In der Übersetzungstheorie bezieht sich Interlingualität auf den Transfersprozess zwischen Quell- und Zieltext: Welche Bedeutungsaspekte lassen sich adäquat übertragen, wo entstehen Ungleichheiten, und welche Strategien (Transfer, Domestikation, Foreignisierung) werden verwendet? In der interkulturellen Kommunikation beschreibt es die mehrsprachige Interaktion, Code-Switching, Übersetzungsmediatoren und den Einfluss einer Sprache auf die andere im Sprechakt.

Herausforderungen liegen in kulturellen Konzepten ohne direkte Äquivalente, Idiomen, Höflichkeits- und Bezugssystemen sowie in widersprüchlichen Referenzrahmen. Interlingualität betont, dass Übersetzung ein Prozess der Bedeutungsverhandlung ist, nicht eines einfachen 1:1-Abbilds; Missverständnisse können entstehen, wenn Sprachen unterschiedliche Schemastrukturen oder kulturelle Prämissen haben.

Bedeutung heute: In der digitalen Kommunikation, bei maschineller Übersetzung und globaler Informationsverarbeitung dient Interlingualität als theoretischer Rahmen für mehrsprachige NLP-Modelle, Lokalisierung und Globalisierung. Die Forschung verwendet vergleichende Korpusstudien, Übersetzungsanalysen und interlinguale Vergleiche, um Transferprozesse transparent zu machen.