Großfamilie

Großfamilie, oder erweitertes Familiensystem, bezeichnet eine Familienstruktur, die mehrere Generationen und einen größeren Verwandtschaftskreis umfasst. Typischerweise gehören dazu Eltern, ihre Kinder sowie Großeltern, Onkel, Tanten und Cousins, gelegentlich auch Schwiegerkinder, Stiefverwandte oder enge Pflegebeziehungen. Der Begriff betont neben der biologischen Verwandtschaft oft auch enge sociale Bindungen und gemeinsame Haushaltsformen; in der Praxis bedeutet eine Großfamilie nicht zwingend gemeinsames Wohnen, aber enge Kooperations- und Unterstützungsbeziehungen innerhalb des Netzwerks.

Die Großfamilie erfüllt soziale, wirtschaftliche und pflegerische Funktionen: Sie begleitet Erziehende bei der Sozialisation der Kinder, sorgt durch geteilte Ressourcen und Arbeitsaufwand für wirtschaftliche Stabilität und kann im Alter oder bei Krankheit Unterstützung bieten. Sie trägt zur Weitergabe von kulturellem Wissen, Werten und Familienritualen bei. Herausforderungen ergeben sich durch Konflikte, unterschiedliche Lebensentwürfe und räumliche Trennung.

In vielen westlichen Industrieländern wird das Modell einer Großfamilie durch Kleinfamilien und räumliche Mobilität zunehmend weniger verbreitet. Dennoch bestehen multigenerationale Haushalte besonders in ländlichen Gebieten, unter Einwandererfamilien oder in Ländern mit traditionell ausgeprägter Familienorientierung fort. Der Begriff wird zudem synonym mit „erweiterte Familie“ verwendet; in einigen Sprachen unterscheidet man stärker zwischen Kernfamilie, Großfamilie und Verwandtschaftsnetz.