Gletschererosion

Gletschererosion bezeichnet die mechanische Abtragung des Untergrunds durch die Bewegung von Gletschereis. Unter dem Eis wirken Gesteinsfragmente als Schleifmittel, das den Untergrund abschleift, während gleichzeitig Felsstücke durch das Eis aus Klüften gelöst und fortgetragen werden. Durch diese Prozesse wird das Gelände geformt und der Relief verändert.

Die beiden zentralen Mechanismen sind Schleifen und Plucking. Beim Schleifen reiben Geröllfragmente im Eis gegen die Gesteinsoberfläche und hinterlassen Kratzer, polierte Flächen und glatte Streifen. Plucking beschreibt das Herauslösen und Herausreißen von Festgestein aus seinen Lagerfugen, wodurch Material aus dem Untergrund mobilisiert wird, oft dort, wo Eis an Klüften und Bruchzonen haftet.

Subglaziale Prozesse tragen ebenfalls zur Erosionsleistung bei. Schmelzwasser im Untergrund bildet Rinnen und Kanalnetze, transportiert Lockermaterial und erhöht die Erosionskraft dort, wo Wasser unter Druck steht. Supraglaziales Material (Schutt) kann die Abriebwirkung beeinflussen, indem es als Puffer wirkt oder den direkten Kontakt zwischen Eis und Untergrund verändert.

Die Erosion führt zu charakteristischen Landschaftsformen wie U-förmigen Tälern, Cirques, Areten und Graten sowie zu Roche moutonnée, glatten Gesteinsflächen und unregelmäßigen Oberflächenstrukturen. In einigen Regionen erzeugte sie auch fjordartige Küstenabschnitte, wenn Gletscherketten sich zurückzogen und Meeresspiegel hochstand.

Der Erosionsgrad hängt von Faktoren ab: Eisstärke und Fließgeschwindigkeit, Beschaffenheit und Widerstand des Untergrunds, Temperaturwechsel und Frost-Tau-Zyklen, sowie die Menge an Transportmaterial und der Druck des Basalwassers. Klimaänderungen und Veränderungen im Eisvolumen beeinflussen die heutige wie vergangene Erosionsleistung maßgeblich.