Gesundheitstheorien

Gesundheitstheorien sind theoretische Rahmenwerke, die helfen, Gesundheit, Krankheit und Wohlbefinden zu verstehen, zu erklären und vorherzusagen. Sie dienen der Forschung, der gesundheitlichen Praxis und der Politik, indem sie Ursachen, Risikofaktoren, Schutzfaktoren und die Wechselwirkungen zwischen Individuum und Umfeld klären. In der Geschichte dominierte lange der biomedizinische Zugang, der Gesundheit primär als Zustand biologischer Funktionsstörungen sah.

Der biomedizinische Modell-Ansatz fokussiert auf pathophysiologische Prozesse und medizinische Behandlung, vernachlässigt jedoch oft soziale, psychische und ökologische Einflussgrößen. Dagegen betont der biopsychosoziale Ansatz von George Engel aus den 1970er Jahren, dass Gesundheit durch das Zusammenspiel biologischer, psychischer und sozialer Faktoren bestimmt wird.

Zu den weiterentwickelten Rahmen gehören die sozialen Determinanten der Gesundheit und ökologische Modelle, die Gesundheit als Produkt von Lebensbedingungen, Bildung, Einkommen, Umwelt und politischen Strukturen verstehen. Das ökologische Modell umfasst mehrere Ebenen: Individuum, Beziehungen, Gemeinschaft, Institutionen und Gesellschaft.

Auch das Konzept der Salutogenese von Antonovsky rückt Ressourcen und Sinnstiftung in den Mittelpunkt und fragt, welche Faktoren Gesundheit erhält oder stärkt, statt nur Krankheit zu erklären. Im Bereich der Gesundheitserziehung und Prävention stehen Verhaltensmodelle wie das Health Belief Model, die Theorie des geplanten Verhaltens und die Sozial-kognitive Theorie, die helfen, Interventionen zu planen und Wirkungen zu erklären.

Moderne Ansätze wie One Health oder Planetary Health betonen die Vernetztheit von menschlicher, tierischer und ökologischer Gesundheit und fordern systemorientierte, zukunftsorientierte Strategien. Insgesamt sind Gesundheitstheorien dynamisch und kontextabhängig; sie liefern Erklärungsrahmen, die je nach Fragestellung angepasst werden können.