Geldmarktsätze

Geldmarktsätze sind Zinssätze, zu denen Institute kurzfristig Geld am Geldmarkt leihen oder aufnehmen. Sie beziehen sich in der Regel auf sehr kurze Laufzeiten, typischerweise von Overnight bis zu einigen Tagen oder Wochen, und spiegeln die aktuelle Verfügbarkeit von Liquidität sowie das Vertrauen zwischen den Marktteilnehmern wider.

Geldmarktsätze umfassen sowohl ungesicherte als auch besicherte Transaktionen. Ungesicherte Geschäfte finden vor allem zwischen Banken statt und reichen von Overnight-Geld bis zu kurzen Zeiträumen; besicherte Transaktionen erfolgen häufig über Repurchase Agreements (Repos), bei denen Wertpapiere als Sicherheiten dienen. Als Benchmark dienen Geldmarktsätze, die für die Preisbildung kortfristiger Instrumente, Kredite oder Derivate maßgeblich sind. Die Sätze werden durch Faktoren wie Zentralbankpolitik, Marktlage, Liquiditätszufluss oder -abfluss sowie Risikobereitschaft beeinflusst.

In der Praxis unterscheiden sich Geldmarktsätze je nach Währung und Marktstruktur. Im Euroraum hat sich der euro area rate, der euro area risk-free rate, als Referenz etabliert, wobei frühere Indikatoren wie EONIA durch den €STR ersetzt wurden. In den Vereinigten Staaten spielen der Federal Funds Rate sowie relevante risikofreie Sätze wie der SOFR eine zentrale Rolle; im Vereinigten Königreich werden SONIA-ähnliche Raten verwendet. Geldmarktsätze dienen daher sowohl der täglichen Liquiditätssteuerung von Banken und Unternehmen als auch der Preisbildung von Geldmarktdarlehen, Anteilen an Geldmarktfonds sowie von kurzfristigen Finanzinstrumenten und Derivaten.