Ganzheitlichkeit

Ganzheitlichkeit bezeichnet eine Denk- und Forschungsweise, die Systeme als geschlossene Ganzheiten versteht, in denen Teile und deren Beziehungen untrennbar miteinander verbunden sind. Der Begriff betont, dass der Sinn, die Funktion oder das Verhalten eines Ganzen nicht aus den isolierten Teilen ableitbar ist, sondern aus dem Zusammenspiel von Struktur, Kontext und Dynamik.

Der Begriff leitet sich von dem Wort Ganzheit ab und ist eng mit ganzheitlichen oder holistischen Perspektiven in Philosophie, Biologie, Sozialwissenschaften und Medizin verbunden. In der Gestaltpsychologie sowie in der Systemtheorie des 20. Jahrhunderts wurde betont, dass Eigenschaften von Systemen erst im Ganzen sichtbar werden.

Anwendungsfelder reichen von der Medizin (Ganzheitliche Medizin, die körperliche, seelische und soziale Aspekte des Patienten berücksichtigt) über Bildung (Ganzheitliches Lernen, das kognitive, emotionale und soziale Entwicklung einbezieht) bis hin zu Umweltplanung, Organisationswissenschaften und therapeutischen Kontexten.

Kritisch wird angeführt, dass Ganzheitlichkeit oft vage bleibt und ihre Operationalisierung Herausforderungen birgt: Die Balance zwischen breiter Perspektive und fachlicher Tiefe, die Abgrenzung gegenüber reduktionistischen Ansätzen und die Frage, wie Evidenz in ganzheitlichen Modellen beurteilt wird.

Viele Autoren verwenden den Begriff auch im Sinne einer transdisziplinären oder systemorientierten Haltung, die unterschiedliche Ebenen (Mikro- bis Makroebenen) miteinander verknüpft.