Erkrankungsanämien

Erkrankungsanämien, auch als Anämie bei chronischer Erkrankung bezeichnet, sind eine Gruppe von Anämien, die durch eine zugrunde liegende Erkrankung verursacht wird. Häufige Ursachen sind chronische Entzündungen, Infektionen, Malignome und Autoimmunerkrankungen. Die Anämie ist oft mild bis moderat und spiegelt die Aktivität der Grunderkrankung wider.

Pathophysiologie und Verlauf: In entzündlichen Zuständen regulieren Zytokine unter anderem den Eisenstoffwechsel über Hepcidin. Erhöhte Hepcidin-Spiegel hemmen die Freisetzung von Eisen aus Speichersystemen und reduzieren die Erythropoese, während das Erythropoietin-Niveau nicht ausreichend ansteigt. Dadurch kommt es zu einer ineffektiven Eisenverwertung und einer verzögerten oder abgeschwächten roten Blutzellbildung. Die Typik ist normozytär bis leicht hypochrom, oft mit niedrigen Serumeisenwerten, niedriger Transferrin-Sättigung und erhöhtem Ferritin (als Akutphasenreaktans).

Diagnose: Das diagnostische Muster umfasst eine Blutbildanalyse, Eisenstatus (Serum-Eisen, Transferrin, Transferrin-Sättigung), Ferritin sowie Entzündungsmarker wie CRP oder ESR. Im Unterschied zur iron-defizienten Anämie ist Ferritin typischerweise erhöht. Die Abgrenzung gegenüber anderen Anämieformen (z. B. Eisenmangel, renale Anämie, Vitamin-B12-/Folatmangel) ist zentral.

Behandlung: Die Behandlung richtet sich nach der Grunderkrankung. Eine Eisensubstitution ist nur sinnvoll, wenn gleichzeitig Eisenmangel besteht. In bestimmten Situationen, etwa bei chronischer Nierenerkrankung oder fortgeschrittenen Malignomen, können Erythropoese-stimulierende Therapien oder Transfusionen eingesetzt werden. Die Kontrolle der zugrunde liegenden Erkrankung führt oft zu einer Besserung der Anämie.

Prognose: Die Prognose hängt stark von der Grunderkrankung ab. Allgemein kann die Anämie sich verbessern, wenn die Grunderkrankung kontrolliert wird; sie kann jedoch persistieren, solange die Grunderkrankung besteht.