Empfangsprozesse

Empfangsprozesse bezeichnet in der Regel die Prozesse, durch die Reize, Informationen oder Botschaften von Empfängern aufgenommen, verarbeitet, interpretiert, bewertet, gespeichert oder in Verhalten umgesetzt werden. In der Mediensozialwissenschaft umfasst der Begriff häufig die Rezeption von Medieninhalten durch Zuschauer, Leser oder Hörer. Zentrale Phasen sind Exposition, Aufmerksamkeit, Verstehen, Bewertung und Integration in Vorwissen sowie Gedächtnis; je nach Kontext kann auch eine direkte oder indirekte Wirkung folgen.

Wichtige Einflussfaktoren sind persönliche Merkmale (Alter, Bildung, Vorerfahrungen), kognitive Ressourcen, Einstellungen, Werte und kultureller Hintergrund; der soziale Kontext; das Medium, der Kanal und die Gestaltung des Inhalts (Bild, Text, Ton, Interaktivität); Motivationen und Nutzungszwecke. Theoretische Ansätze der Rezeptionsforschung behandeln, wie Bedeutungen durch Senderkodierung und Empfängerkodierung entstehen (Encoding/Decoding), wie Rezipienten Inhalte aktiv interpretieren (Rezeptions- oder Nutzungs-/ Gratifikationsansatz), sowie Schema- und Erwartungshaltungen.

Methodisch werden Experimente, Befragungen, Inhaltsanalysen, Eye-Tracking und qualitative Verfahren eingesetzt, um zu verstehen, wie Botschaften verarbeitet werden und welche Wirkungen sie entfalten. Anwendungen finden sich in Marketing, Gesundheitskommunikation, Public-Policy-Kommunikation, Bildungsmedien und im Design nutzerfreundlicher Informationssysteme. Empfangsprozesse sind somit ein zentraler Aspekt der Kommunikationswissenschaft, der die Kluft zwischen Produktion von Botschaften und ihren Wirkungen beim Publikum erforscht.