Berührungsschmerz

Berührungsschmerz bezeichnet Schmerz, der durch mechanische Reize ausgelöst wird, die normalerweise als harmlos gelten, wie leichte Berührung, Kleidung oder Streicheln. In der medizinischen Fachsprache wird häufig von Allodynie gesprochen, insbesondere von taktiler Allodynie, also Schmerz bei Reizen, die normalerweise nicht schmerzen. Allodynie ist ein wesentlicher Bestandteil neuropathischer Schmerzen und lässt sich von Hyperalgesie unterscheiden, bei der already schmerzhafte Reize stärker schmerzen als gewöhnlich.

Ursachen und Pathophysiologie

Berührungsschmerz resultiert überwiegend aus neuropathischen Prozessen, bei denen periphere Nerven geschädigt oder deren Signalweiterleitung gestört ist. Es besteht sowohl eine periphere als auch zentrale Sensibilisierung von Schmerzwegen im Rückenmark und Gehirn. Häufige Ursachen sind postherpetische Neuralgie, diabetische Polyneuropathie, Nervenschäden durch Verletzungen, Erkrankungen des Zentralnervensystems wie multiple Sklerose, Rückenmarkverletzungen und komplexe regionale Schmerzsyndrome (CRPS). Auch Migräne kann temporäre Allodynie auslösen.

Diagnose und Beurteilung

Die Diagnostik basiert auf Anamnese und klinischer Untersuchung. Zur Abbildung allodynischer Reize kommen meist instrumentelle Tests zum Einsatz, etwa quantitative sensorische Tests (QST) oder der Einsatz von von-Frey-Filamenten bzw. Brush-Tests. Die Abklärung schließt die Diagnostik der zugrunde liegenden Erkrankung ein.

Therapie und Management

Behandlung richtet sich nach der Grunderkrankung und zielt auf Linderung der Allodynie sowie Desensibilisierung der betroffenen Hautregion. Pharmacologisch kommen häufig Antikonvulsiva (Gabapentin, Pregabalin) und Antidepressiva (Duloxetin, Amitriptylin) zum Einsatz; topische Therapien wie Lidocain-Pflaster oder Capsaicin können helfen. Desensibilisierungstraining, physikalische Therapie, graduated exposure und gegebenenfalls psychologische Unterstützung sind wichtige Bausteine. In refraktären Fällen kommen neuropathische Schmerzbehandlungen oder neuromodulierende Ansätze in Betracht.