Axonverletzungen

Axonverletzungen umfassen Schädigungen der Axone von Nervenzellen im zentralen Nervensystem (ZNS) oder im peripheren Nervensystem (PNS). Sie treten bei traumatischen Verletzungen, durch Ischämie oder entzündliche Prozesse auf und können akute oder fortschreitende Schäden verursachen. Typisch ist eine Beeinträchtigung des axoplasmatischen Transports und der Zytoskelettstruktur, was zu einer distalen axonalen Degeneration nach der Läsion führt (Wallerian-Degeneration) und Gliazreaktionen zur Folge hat.

Zu den Formen gehören diffuse axonale Verletzungen durch schwere Kopftraumata, primäre Axonläsionen infolge mechanischer Dehnung, sekundäre axonale Degeneration sowie axonale Schäden im PNS durch Traumata, Kompression oder Entzündung. Die Verletzungen betreffen sowohl motorische als auch sensible Leitungsbahnen und können zu Funktionsausfällen unterschiedlichster Ausprägung führen.

Klinik und Diagnose: Am ZNS kann DAI zu Bewusstseinsstörungen oder langfristigen kognitiven Beeinträchtigungen führen; im PNS zeigen sich meist sensorische oder motorische Ausfälle in dem betroffenen Gebiet. Bildgebende Verfahren wie MRT, insbesondere Diffusionstensorbildgebung, helfen bei der Erkennung von DAI; Elektrophysiologie (NCS/EMG) und Biomarker (z. B. Neurofilament-L) unterstützen die Beurteilung. Die axonale Degeneration schreitet distal fort und kann erst Wochen bis Monate sichtbar sein.

Therapie und Prognose: Es gibt keine spezifische antidotische Behandlung für Axonverletzungen. Die Versorgung richtet sich nach der Läsionsebene: Stabilisierung, Schmerztherapie, Rehabilitation, Physio- und Ergotherapie; bei PNS-Läsionen ggf. chirurgische Rekonstruktion. Prognose variiert stark und hängt von Ort, Ausmaß und frühzeitiger Rehabilitation ab; einige Axonverletzungen zeigen langsame Regeneration oder bleiben residual bestehen. Forschung sucht nach Strategien zur Förderung der Axonregeneration und Gewebebrücken.

Prävention und Forschung: Vorbeugung durch Schutzmaßnahmen bei Unfällen; in der Forschung werden Neuroregeneration, axonaler Transport, Neurotrophine, Biomaterialien und Gehirn- bzw. Rückenmarksreparaturen untersucht.