Alkoholabusus

Alkoholabusus bezeichnet ein Muster schädlichen oder missbräuchlichen Alkoholkonsums, das zu gesundheitlichen Schäden, Beeinträchtigungen der persönlichen oder sozialen Funktionsfähigkeit oder zu Sicherheitsrisiken führt. Der Begriff wird in der Praxis oft als Oberbegriff für schädlichen Konsum (harmful use) verstanden, bei dem kein festes Abhängigkeitssyndrom vorliegt. In ICD-10 und Leitlinien wird zwischen Alkoholabusus, Alkoholabhängigkeit und anderen Alkoholstörungen unterschieden; der Übergang ist fließend.

Ursachen sind multifaktoriell: genetische Prädisposition, Umweltfaktoren, psychosoziale Stressoren und Komorbiditäten wie Depression oder Angststörungen. Risikofaktoren sind junges Alter, männliches Geschlecht, niedriger sozioökonomischer Status sowie frühere Suchtprobleme.

Typische Merkmale sind wiederholter übermäßiger Konsum, Versuche, den Konsum zu reduzieren oder zu stoppen, Vernachlässigung von Verpflichtungen, sowie soziale Konflikte oder rechtliche Probleme. Kurzfristige Folgen umfassen Verkehrsunfälle und Verletzungen; langfristig steigt das Risiko für Lebererkrankungen, Pankreatitis, kardiovaskuläre Erkrankungen und Krebs. Eine Abhängigkeit kann sich später entwickeln, muss aber nicht.

Diagnostik erfolgt oft durch Screening-Tools wie AUDIT oder AUDIT-C, um Risikostufen zu bestimmen. Die Behandlung umfasst Beratung, Motivationstherapie, kognitiv-verhaltenstherapeutische Ansätze und die Behandlung von Begleiterkrankungen. Bei schweren Fällen kann ein medizinisch betreuter Entzug erforderlich sein, gefolgt von weiterführenden Entzugsbehandlungen und Rehabilitationsprogrammen. Medikamentöse Optionen zur Unterstützung der Abstinenz umfassen Naltrexon, Acamprosat und Disulfiram, je nach Indikation und Verträglichkeit.

Prävention umfasst öffentliche Gesundheitsmaßnahmen, Aufklärung, Frühintervention in der Primärversorgung und Strategien zur Reduktion des Alkoholkonsums in der Bevölkerung.