Alarmüberschuss

Alarmüberschuss bezeichnet die Situation, in der in einem Überwachungs- oder Prozessleitsystem mehr Alarme ausgelöst werden, als verlässlich erforderlich oder erwartet. Er entsteht, wenn Alarme nicht nach ihrer Dringlichkeit priorisiert werden, wenn mehrere Alarme auf dasselbe Ereignis fallen oder wenn zu wenig Filterung und Redundanzmanagement vorhanden sind.

Ursachen reichen von zu sensiblen Grenzwerten, fehlerhaften oder fehlenden Sensoren, schlechter Datenqualität bis hin zu inkonsistenten Alarmdefinitionen. Kaskaden von Alarmen zwischen verknüpften Systemen, unnötige Duplikate und mangelnde Alarm-Rationalisierung tragen ebenfalls wesentlich bei. Oft spielen organisatorische Faktoren wie unklare Verantwortlichkeiten und unzureichende Wartung eine Rolle.

Auswirkungen eines Alarmüberschusses sind alarmmüdigkeit bei den Betreibern, verpasste oder verzögerte Reaktionen auf echte Störungen, erhöhte Arbeitsbelastung und längere Stillstand- oder Ausfallzeiten. Die Gefahr besteht darin, dass kritische Alarme nicht mehr die notwendige Aufmerksamkeit erhalten.

Messung erfolgt über Kennzahlen wie Alarmrate (Anzahl Alarme pro Zeiteinheit), Anteil der wirklich relevanten Alarme, False-Alarm-Rate, mittlere Reaktionszeit und Alarmdichte pro Gerät oder Zone. Regelmäßige Baseline-Analysen und Qualitätskontrollen helfen, Abweichungen früh zu erkennen.

Maßnahmen zur Reduzierung eines Alarmüberschusses umfassen Alarmrationalisierung (Prüfung und Anpassung von Grenzwerten und Alarmdefinitionen), Priorisierung in mehrere Stufen, Alarmunterdrückung bei bekannten Nichtkritikfällen, Deadbands und Hysterese, Aggregation verwandter Alarme, sowie Schulungen des Personals und Verbesserungen der Datenqualität. In Industrie- und Prozessstandards wie IEC 62682 oder ISA-18.2 werden strukturierte Ansätze zur Alarmverwaltung empfohlen, um Alarmüberschuss systematisch zu reduzieren.