Überschiebungen

Überschiebungen bezeichnet in der Geologie eine Form der Verwerfungen, bei der sich Gesteinsmassen über benachbarte Blöcke hinweg verschieben. Typisch handelt es sich um niedrig geneigte, großflächige Brüche, an denen Gestein als Überschiebungen oder Nappe über andere Blöcke geschoben wird. Die Entstehung erfolgt durch komprimierende Plattenbewegungen im Zuge der Gebirgsbildung, wobei Schichten entlang flacher Bruchflächen oder Bruchzonen gegeneinander verschoben werden. Überschiebungen können einzelne Schichten betreffen oder als komplexe Nappensysteme auftreten, in denen mehrere Überschiebungen übereinanderliegen und einen Krustenblock über einen benachbarten Bereich legen.

In der Geologie unterscheiden sich Überschiebungen von Normalverwerfungen dadurch, dass der hangende Block typischerweise gegenüber dem Fußblock nach oben verschoben wird. Sie sind zentrale Merkmale aktiver und ehemaliger Orogene weltweit, beispielsweise in den Alpen, im Himalaya oder in den Anden. Häufig entstehen dabei Abfolgen von wiederholt verschobenen und teils metamorphierten Gesteinsschichten, die als Nappe- oder Überschiebungskomplexe bezeichnet werden.

Die Untersuchung von Überschiebungen erfolgt durch geologische Kartierung, Stratigraphie, Strukturgeologie, Radiometrie und seismische Forschungen, um Ausmaß, Drehrichtungen, den räumlichen Umfang und das Alter der Verschiebungen zu bestimmen. Das Verständnis von Überschiebungen erleichtert die Rekonstruktion der Gebirgsbildungsprozesse, die Interpretation der geologischen Geschichte einer Region und die Bewertung geotechnischer Eigenschaften sowie potenzieller Ressourcen in betroffenen Gebieten.